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Flotter Käfer soll Volkswagen Mexiko retten

■ Neuauflage der Wolfsburger Autolegende wird vor allem für US-Markt gebaut

Puebla (taz) – Eine Legende läßt der Volkswagen-Konzern derzeit in seinem mexikanischen Tochterunternehmen wiederaufleben. Seit drei Jahren ging der Absatz des erfolgreichsten Automobils aller Zeiten, des weltweit nur noch in Puebla hergestellten Käfers, beständig zurück. Nun soll der „new beetle“ die Talfahrt der VW- Tochter stoppen und deren Anteil am Gesamtgewinn des deutschen Autokonzerns erhöhen.

„Volkswagen de Mexico muß in Zukunft überlebensfähig sein, ohne auf den mexikanischen Markt angewiesen zu sein“, erklärt der Leiter der Öffentlichkeitsabteilung, Thomas Karig, die Strategie. Möglich wird der Angriff auf den begehrten US-Markt durch die Freihandelszone Nafta, zu der sich Anfang 1994 Kanada, die USA und Mexiko zusammengeschlossen hatten. Der Abbau der Zoll- und Handelsbeschränkungen bietet dem deutschen Automobilhersteller bisher ungeahnte Möglichkeiten. Zwar verweisen die VW- Manager darauf, daß die Nafta der nordamerikanischen Konkurrenz Vorzüge böte und für aus Deutschland eingeführte Teile deutlich höhere Zölle gezahlt werden müßten. Doch das Käfernachfolgemodell „Konzept 1“ ist in erster Linie für NordamerikanerInnen gedacht, die auf die deutsche Technologie vertrauen und 25.000 Dollar für ein Auto berappen können.

Daß dieser Preis für die meisten MexikanerInnen unerschwinglich geworden ist, muß als weiterer Tequila-Effekt verbucht werden. Im Dezember 1994 stürzte das südlichste Nafta-Mitglied in die schlimmste Wirtschaftskrise seit über sechzig Jahren. Volkswagen de Mexico spürte die Auswirkung der Krise unmittelbar: 1995 und 1996 sank der Verkauf im Inland auf weniger als ein Drittel. In Folge der Peso-Krise entließ VW in Puebla fast zwanzig Prozent des Personals. „Leute mit wenig Geld kaufen den Käfer“, stellt Mexiko- Chef Leissner fest, „und diesen Leuten ging es natürlich am schlechtesten.“

Während zehn Prozent der Vermögensten über zwei Fünftel des Nationaleinkommens einstreichen, muß sich das ärmste Zehntel der MexikanerInnen mit gerade einmal einem Prozent begnügen. Von dieser Einkommensverteilung profitieren unter anderem die deutschen Autohersteller Mercedes, BMW und nicht zuletzt Porsche. Alle drei lassen ihre Edelkarossen mittlerweile in Mexiko zusammenschrauben, um die strikten Einfuhrbestimmungen der Nafta zu umgehen.

Seit 17 Jahren schraubt David bei Volkswagen in Puebla Karosserien zusammen. Wegen der langjährigen Betriebszugehörigkeit bringt er es monatlich auf rund 3.000 Pesos (600 Mark). Damit liegt er deutlich über dem gesetzlich festgelegten Mindestlohn von 5,60 Mark am Tag. Im Vergleich zu den USA und zu Deutschland ist die Bezahlung jedoch mehr als mager. „Die Basis für die Daseinsberechtigung der Volkswagen de Mexico sind heute die niedrigen Lohnkosten“, gibt Public-Relations- Chef Karig zu. Nur wegen der niedrigen Löhne sei der Autokonzern auf dem heißumworbenen nordamerikanischen Markt konkurrenzfähig. Ob das Konzept mit dem neuen Käfermodell aufgeht, werden die kommenden Monate zeigen. Jens Holst

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