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Bonn hilft den Opfern des Erdbebens im Iran

■ Rotes Kreuz bekommt 500.000 Mark. Iran will fremde Hilfe, aber keine Helfer

Teheran/Bonn (dpa/rtr/taz) – Eine halbe Million Mark stellt die Bundesregierung dem Iran für die Soforthilfe nach dem Erdbeben vom Wochenende zur Verfügung. Das Auswärtige Amt teilte gestern mit, damit könne das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Zelte, Decken und andere dringend benötigte Hilfsmittel in das Katastrophengebiet im Nordosten der Islamischen Republik schaffen. Der iranische Rote Halbmond hatte das DRK um Hilfe gebeten.

Als erste Staaten hatten am Sonntag Frankreich, die Schweiz und Saudi-Arabien auf Irans Bitte um internationale Hilfe reagiert. Die Regierung in Paris schickte ein Frachtflugzeug mit 39 Tonnen Decken, Zelten, Kleidung und Nahrungsmitteln, die Schweiz schickte neun Helfer mit drei Suchhunden, aus Riad kamen zwei Frachtflugzeuge mit Hilfsgütern. Auch Kuwait und Bahrain kündigten Hilfe an.

Bei dem Beben der Stärke 7,1 auf der Richter-Skala in der Provinz Chorassan waren am Wochenende nach iranischen Angaben 2.400 Menschen ums Leben gekommen. Da in der Region auch etliche abgelegene Dörfer betroffen sind, ließ sich das gesamte Ausmaß der Katastrophe bis gestern nicht ausmachen. Aus vielen Dörfern waren noch keine Berichte über Schäden eingetroffen.

Auch über die Zahl der Verletzten gab es zunächst keine konkreten Angaben. Von iranischer Seite war von „Tausenden“ die Rede. Der iranische Rundfunk nannte dann die Zahl 40.000. Aus Afghanistan hieß es, auch in dem Nachbarstaat seien in der Stadt Herat fünf Menschen dem Beben zum Opfer gefallen. Die iranisch-afghanische Grenzregion gilt als besonders erbebengefährdet. Bis Sonntag abend registrierten iranische Seismographen dort 155 Nachbeben. Auch gestern zitterte im Iran wieder die Erde – allerdings am anderen Ende der Islamischen Republik. Die staatliche Nachrichtenagenur Irna meldete aus dem Gebiet um die Stadt Ardebil im Nordwesten des Landes ein Beben der Stärke 4,8 auf der Richter-Skala. Bei einem anderen Erbeben in der zur iranischen Provinz Aserbaidschan gehörenden Region waren im Februar etwa 1.000 Menschen getötet worden.

Für Erstaunen sorgte am Wochenende die iranische Ablehnung gegenüber ausländischen Hilfstrupps. Am Sonntag hatten sich in der Schweiz 93 Mitarbeiter des Schweizer Katastrophenhilfswerks (SKH) mit 15 Hunden abflugfertig gemacht. Doch sie blieben zu Hause, weil die iranischen Behörden erklärten, man brauche nur Hilfsgüter, keine Helfer.

Aufklärung für die Gründe dieses Verhaltens lieferte unter anderem die DRK-Sprecherin Susanne Anger gestern in Bonn. Nach ihren Informationen sind in dem Katastrophengebiet bereits über 43.000 Helfer des iranischen Halbmondes, Mitarbeiter anderer Behörden und das Militär im Einsatz. Da die Häuser in der betroffenen Region zumeist „kein großes Volumen“ hätten, würden auch keine Hundestaffeln gebraucht, um Verschüttete zu orten. Andere Erdbebenexperten erklärten, ausländische Spezialisten bräuchten viel zu lange, um in das Katastrophengebiet zu kommen. Statt dessen müßten die einheimischen Helfer schleunigst mit Material ausgestattet werden.

Dennoch scheinen auch politische Gründe hinter der ablehnenden Haltung der iranischen Führung zu stecken. Nachdem sich die Staatsführung nach Verkündung des Mykonos-Urteils vor allem mit der Europäischen Union angelegt hatte, würden nun in großen Gruppen auftretende ausländische Helfer einen Gesichtsverlust für die Theokraten bedeuten. Schließlich hatte Irans religiöser Führer Ali Akbar Chamenei noch vor zwei Wochen getönt, sein Land brauche Europa nicht.

Ähnliche Motive dürften auch die Auswahl des Adressaten des iranischen Hilfsappells beeinflußt haben: das Deutsche Rote Kreuz. Zuvor hatte es aus dem Auswärtigen Amt in Bonn geheißen: Ein mögliches offizielles Hilfsgesuch Irans werde „wohlwollend geprüft“. Doch die Depesche aus Teheran an das Haus Kinkel blieb bis gestern aus. taud

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