: Unterm Strich
Das Bild, das einfällt, ist natürlich Silvana Mangano, wie sie in „Bitterer Reis“ (1949) arbeiter- und-bauern-sexy (aber auf die italienische!) im gewässerten Feld steht. Die Szene ist historisch, der Regisseur jetzt (endgültig) auch. Giuseppe De Santis erlag am Freitag in einem römischen Krankenhaus 80jährig den Folgen eines Herzinfarkts. „Ich will ein simples Kino, um die Herzen sowohl der einfachen Leute als auch der Intellektuellen zu erreichen“, hat De Santis einmal als sein Credo formuliert. „Bitterer Reis“ galt ihm als schlagender Beweis, daß „klassenkämpferisches Kino“ auch ein Kassenschlager sein kann. Vordergründig ein Melodram über die Liebe einer Landarbeiterin zu einem Ganoven, zeigte der Film zugleich das harte Leben auf den Reisfeldern der Poebene — und war einen Skandal wert, den die katholische Kirche aufgrund der hohen Sex-Anteile lostrat. Weitere De-Santis-Klassiker: „Vendetta“ (1949), „Straße der Leidenschaft“ (1957) und „Frauen und Wölfe“ (1956), wiederum mit Silvana Mangano und Yves Montand. 1964 drehte De Santis in der Sowjetunion „Sie marschierten gen Osten“, praktisch seine letzte große Arbeit. Mit Bitterkeit habe er ertragen, daß seit mehr als 20 Jahren keine Nachfrage nach neuen Filmen von ihm bestand, meldeten italienische Zeitungen beim ersten Eintreffen der Todesnachricht. Erst 1995 hatte De Santis bei den Filmfestspielen in Venedig den Goldenen Löwen für sein Gesamtwerk erhalten.
An Originalschauplätzen in Moskau will Helmut Dietl, ermuntert durch den Erfolg von „Rossini“, einen Film über das „Hotel Lux“ drehen, in dem deutsche Emigranten auf der Flucht vor dem Faschismus Zuflucht fanden — was ihnen bekanntlich unglücklicherweise den Stalinismus eintrug. Dietl interessiert an dem Projekt, „wie die Utopie über den Terror triumphiert“. Ab 1999 wird das Teil mit einem Etat von 25 Millionen Dollar in Angriff genommen.
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