: Kein Zwang zum Himmelssturm
■ Im Bebauungsplanentwurf zum Alexanderplatz hat der Bausenator auf die Zurückhaltung der Investoren reagiert: Überraschend wurde keine Mindesthöhe der Bebauung festgeschrieben
Die „Krone der Stadt“ solle der Alexanderplatz mit seinen zehn Turmhochhäusern einmal werden, meint Bausenator Jürgen Klemann (CDU). Doch nun scheinen dieser Krone endgültig die Zacken wegzubrechen. Nachdem bereits mehrere Investoren Abschied von der Hochhausbebauung genommen haben, verzichtet Jürgen Klemann nun auch auf eine planungsrechtliche Festschreibung der im städtebaulichen Entwurf der Architekten Kollhoff/Timmermann vorgesehenen Turmhäuser. Auf der gestern eröffneten Ausstellung zur vorzeitigen Bürgerbeteiligung des Bebauungsplanentwurfs zum Alex erklärte der Bausenator, man habe darauf verzichtet, eine Mindesthöhe für die Bebauung vorzuschreiben. Festgelegt ist neben dem Wohnungsanteil von 30 Prozent und dem Einzelhandelsanteil nunmehr lediglich die maximale Höhe der zehn Türme von 150 Metern.
Mit der vorzeitigen Bürgerbeteiligung will Senator Klemann die Weichen für eine baldige Verabschiedung des Bebauungsplans stellen. Klemann zeigte sich überzeugt, den B-Plan im kommenden Jahr im Abgeordnetenhaus verabschieden zu können. Eine von Kritikern des Verfahrens immer wieder geforderte Planungspause lehnte der Senator aber ab. „Selbst wenn die Investitionsbereitschaft derzeit eher gedämpft ist“, sagte Klemann, dürfe man die mittel- und langfristige Zielsetzung nicht aufgeben. Den Bebauungsplan begreift der CDU-Politiker dabei vor allem als „Angebotsplan“. Wann und wie die Planung mit den vorgesehenen 1,25 Millionen Bruttogeschoßfläche einmal realisiert wird, stehe, so Klemann, aber auf einem anderen Blatt.
In der Tat ist das Interesse der Investoren an der Realisierung des 1993 prämierten städtebaulichen Entwurfs der Architekten Hans Kollhoff und Helga Zimmermann merklich abgeflaut. Mit konkreten Planungen sind nach Angaben der Bauverwaltung derzeit nur die Interhotel-Gruppe und die Kaufhof AG beschäftigt. Während die Interhotel bereits drei Architekten mit der Erarbeitung von Entwürfen für drei Hochhäuser rechts und links des Forum-Hotels beauftragt hat, plant die Kaufhof AG lediglich zwei Erweiterungsgebäude zur Karl-Liebknecht-Straße und zum Brunnen der Völkerfreundschaft hin. Ganz vom Alexanderplatz zurückgezogen hat sich die Firma Terreno des Heidelberger Bauunternehmers Roland Ernst. Völlig im ungewissen ist auch der Bau der Hochhäuser auf dem Gelände des Hauses der Elektroindustrie. Hier gibt es noch nicht einmal einen Interessenten. Auch das am nordöstlichen Platzende des Alexanderplatzes vorgesehene Hochhaus ist offen. Wegen eines Bunkers und einer Betonwanne ist der Bau eines Turmhauses dort nur schwer zu realisieren. Verabschiedet vom Bau der Hochhäuser hat sich neben der Kaufhof AG auch der Verlag Gruner & Jahr.
Gleichwohl will Bausenator Klemann – anders als Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) – an der Hochhausplanung festhalten. „Neben einer Festschreibung der Mindesthöhe im Bebauungsplan“, sagte Klemann, könne man die gewünschte Bauhöhe auch zivilrechtlich in den Kaufverträgen mit den Investoren festlegen. Damit will der Senator auch verhindern, daß die potentiellen Investoren nur die in Blockform vorgesehenen Sockelgeschosse in Berliner Traufhöhe bauen, auf die Hochhaustürme angesichts der Lage auf dem Büroflächenmarkt aber verzichten. Uwe Rada
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