piwik no script img

■ VorschlagSingen, spielen, tanzen: Itterbeck im Studio des Renaissance-Theaters

Die vergangenen Jahre hat Karsten Itterbeck in der Bremer Tanzcompanie von Susanne Linke getanzt. Jetzt bricht er auf zu neuen Ufern und einer neuen Karriere. Im Gepäck hat er für sein erstes Soloprogramm eine breitgefächerte Ausbildung an der Essener Folkwang-Hochschule als Tänzer, Choreograph, als Pantomime, Schauspieler und Musiker. Henry Manchinis „Moon River“ vermittelt sich auch ohne Gesang und nur in Gesten. Mit seinem selbstverfaßten „Hamlet-Rap“ präsentiert Itterbeck den Klassiker als groovefähige Spaßnummer, während sein „Long John Blues“ schlüpfrig-zweideutig eine amour fou mit dem Zahnarzt erzählt. Zwei Stunden Unterhaltung mit vertonten Gerhard-Rühm-Gedichten, Broadway-Songs, Filmmusikklassikern, Chansons und Couplets der 20er und 30er Jahre aus der Feder von Micha Spolansky, Friedrich Hollaender und Rudolf Nelson. Es sind Evergreens und Standardnummern, Lieder, die schon lange abgenudelt scheinen, ob Porter's „Let's do it“ oder Fred Astaires Klassiker „Singin' in the Rain“.

Itterbeck macht aus jeder Nummer eine kleine, in sich geschlossene Geschichte mit überraschender Wendung. Jeder Musicalsong will zur Revuenummer werden, jedes Chanson ist eine Geschichte aus Liebe und Leid, aus Groteske und Klamauk, und Itterbeck tanzt, mimt, grimassiert, agiert, gestikuliert. Der Wahlberliner beherrscht sein Handwerk, aber er will alles auf einmal und wahrscheinlich zuviel: als gelte es, die große Revue für einen 2.000-Personen-Saal liefern zu müssen. Er läßt sich und dem Publikum nur wenig Atempause und kaum Gelegenheit, einfach mal den stillen Augenblick zu genießen, sich auf kleinste Andeutungen zu beschränken. Im Überangebot, das dieser energiegeladene charmante Sonnyboy zusammen mit seinem versierten Pianisten und Mitspieler Andreas Espelkott liefert, vermißt man gerade das, was am schwersten zu erarbeiten ist: die Aura des Entertainers, der Bühnenpersönlichkeit, die allein durch ihre Ausstrahlung das Publikum einen Abend lang mitreißen kann. Axel Schock

Nächste Vorstellungen: 24.5., 20 Uhr im Studio des Renaissance- Theaters und 14. bis 16.6. in der Akademie der Künste

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen