Baywatch ist mit dem Radl da

■ Bei Pro 7: „Pacific Blue – Die Biker-Cops“ (So, 18.30 Uhr)

Da mögen sich einheimische Serienschaffende noch so abstrampeln – auch im besten Falle verfehlen sie die Chuzpe und den Mutterwitz selbst einer durchschnittlichen US-Serie um Längen. Nehmen wir „Pacific Blue“, eine Produktion des US-amerikanischen Abonnementskanals USA Network. Der Schauplatz: Venice Beach. Die Helden: ein Geschwader strammer Fahrradpolizisten beiderlei Geschlechts. Auf der Tonspur: zünftige Rockmusik. Die Optik: kumuliertes „California dreaming“. Keine Frage, es handelt sich um eine Blaupause des Erfolgstitels „Baywatch“ und könnte gar als Spin-off des Originals herhalten. Nun ist „Baywatch“ mitunter besser als sein Ruf, wenn sich nämlich die Autoren fröhlich und forsch Selbstreferentialität erlauben und komplette Episoden als Parodien beispielsweise auf „Gilligans Insel“ konzipieren.

Freimütig scheint in den Dialogen der Biker-Cops auf, worum es geht: „Sie können sich nicht beklagen“, bekommt die Neue zu hören, „Sie sind gesund, jung, und Sie arbeiten den ganzen Tag in Shorts.“ Mit ähnlichen Worten mag ehedem Produzent Bill Nuss seine Serienidee skizziert haben, und genau das bietet die Serie denn auch: gut ausgebaute, nie schwitzende Sportsfreunde, viele Seitenblicke auf wohlgeformte Anhänger der Kulturistik, die im Gegenlicht pazifischer Sonnenuntergänge die Muskeln dehnen. Die Schurken hingegen sind unschwer auszumachen; struppig und speckig gehen sie ihren trüben Geschäften nach und müssen von den sportiven Cops der Radlerstaffel stracks zur Strecke gebracht werden, was selten ohne einige waghalsige Stunts vonstatten geht – auch dies eine bei „Baywatch“ entlehnte Komponente. Und weil der Kram wirklich Spaß machen soll, tritt in der Pilotfolge Shannon Tweed auf, das „Playmate of the Year“ des Jahres 1982, die schon vielen angenehm schlechten Filmen zu etwas Glanz verholfen hat. Und noch ein Clou: Mickey Dolenz, Ex-Monkee mit politischen Ambitionen, spielt und bewitzelt sich selbst und läßt sich seinen protzigen Sportwagen klauen – gepflegten Unsinn dieser Art bekommt man in deutschen Serien wahrhaft nicht oft zu sehen. Harald Keller