: Unterm Strich
Noch dauert es zwei Jahre, bis Claus Peymann ans Berliner Ensemble vorrückt. Doch schon jetzt wird eine Tradition des Hauses anderswo gefeiert: Die Brecht-Erben Ekkehard und Johanna Schall sind am Samstag im Schauspiel Leipzig bei der Premiere ihres Brecht-Programms „EINS gegen EINS oder ICHHAbRECHT“ vom Publikum mit Standing ovations verabschiedet worden. In dem gesprochenen, gesungenen und gespielten Brechtabend trat Brechts Enkelin Johanna mit ihrem Vater Ekkehard Schall, dem Schwiegersohn Brechts, und Karl-Heinz Nehring am Klavier auf.
Das Programm wurde in 75 Einzelnummern als theatralischer Familienkrach inszeniert. Auf der Grundlage seiner Originaltexte hielt das Berliner Duo Rückblick auf 40 Jahre Auseinandersetzung um Brecht und stritt über Politik, Theater und Mode. „Sie haben die Premiere in Leipzig feiern wollen, weil sie in Berlin zu großen Druck erwarteten“, sagte die Dramaturgin des Leipziger Schauspiels der dpa. In der Vergangenheit war es zwischen den Brecht-Erben und Berliner Bühnen immer wieder zu Auseinandersetzungen über Aufführungsrechte und Inszenierungen gekommen.
Auch die Tournee des australischen Pianisten David Helfgott entwickelt sich zu einem respektablen Erfolg. Immerhin fanden sich 2.000 ZuschauerInnen zu seinem ersten Deutschlandkonzert am Samstag im Mannheimer Kongreßzentrum ein. Auf dem Programm standen Klavierstücke von Mendelssohn, Liszt und Beethoven.
Mit einem weißen Kimono und einer Frackhose bekleidet, war Helfgott zu Beginn des Konzerts auf die Bühne gerannt, mit einem schüchternen Kußhändchen verabschiedete er sich nach der zweistündigen Vorstellung. Der psychisch kranke Musiker hatte während des Konzerts seine Darbietungen mit lautem Singen und Stöhnen begleitet. Trotzdem wurde Helfgott erst nach vier Zugaben aus dem nicht ganz ausverkauften Saal entlassen. Musikexperten bemängeln jedoch, Helfgotts Können reiche für eine erstklassige musikalische Darbietung nicht aus. Dem Management des Pianisten werfen Kritiker zudem vor, einen seelisch kranken Menschen im Zuge des erfolgreichen Films „Shine“ rücksichtslos zu vermarkten. Die Veranstalter weisen dies jedoch mit dem Hinweis zurück, Helfgott liebe Auftritte vor Publikum.
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