■ Kommentar
: Politische Schmierfinken

Jetzt ist die Putzbürste so richtig ins Rotieren gekommen. Füllten Justizsenatorin Peschel-Gutzeit und Stadtentwicklungssenator Strieder das Sommerloch des vergangenen Jahres mit ihren Vorschlägen für eine Aktion „Sauberes Berlin“, droht das diesjährige Sommerloch vollends zu einem politischen Tief zu verkommen.

Die Bürgerinitiative „Nofitti“ scheint nicht mehr so recht an den Erfolg ihrer öffentlichen Graffiti-Putzaktionen zu glauben. Jetzt will sie der Stadt einen Anstrich nach ihrem Geschmack verpassen: einen denunziatorischen. Schmutz, Vandalismus und Verwahrlosung sollen endlich einen Namen bekommen. Bis zum 10. Juni sollen Vorschläge für Anwärter auf den Titel „Berliner Dreckspatz des Jahres“ gemacht werden. Selbst wenn der Saubermann-Verein auch „Stadtbeschmutzer“ zu den Kandidaten auf den Titel zählt, ist an solche gar nicht gedacht. Dann stünde bereits jetzt der CDU-Fraktionsvorsitzende Landowsky mit seiner „Ratten“-Rede im Abgeordnetenhaus als Gewinner fest.

Für die von CDU-Hardliner Hapel mitgegründete populistische Putz-Ini sind Autowracks und überfüllte Mülltonnen jedoch wertezerstörender als Worte, die das politische Klima einer Stadt vergiften. Das zeigt schon der nach schmutzigen Kinderhänden klingende Name „Dreckspatz“. Barbara Bollwahn