Neues aus dem Hafenbusiness: Früchte vom Kap
■ Neues Fruchtterminal in Bremerhaven bietet 50 Arbeitsplätze und Perspektive
Der Hunger europäischer Menschen nach frischen Aprikosen, Orangen oder Avokados wird in der kalten Jahreszeit nach einem Zwischenstop in Bremerhaven gestillt. Der süd-afrikanische Fruchtexporteur Capespan hat gemeinsam mit der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft (BLG) und der internationalen Spedition Heuer ein Joint Venture gegründet. Portco investiert 30 Millionen Mark, um das Stückgutterminal an der Bremerhavener Columbus-Kaje in ein modernes Kühllager und ein Distributionszentrum für frische Früchte auszubauen.
Schon im ersten Betriebsjahr sollen 140.000 Tonnen nach Skandinavien und ins Baltikum weiterverschickt oder in Deutschland verteilt werden. Mittelfristig sollen 240.000 Tonnen umgeschlagen werden, teilten die Partner vor der Landespressekonferenz mit. Kurzfristig würden 50 Arbeitsplätze geschaffen, später könnten es auch noch mehr werden. Auch Früchte aus anderen Ländern könnten umgeschlagen werden.
Die Südafrikaner sind dabei, ihren Fruchtexport nach Europa, der im Jahr zwei Milliarden Mark einbringt und im Winter fast ein Viertel des europäischen Frucht-Bedarfes deckt, auf fünf Häfen zu konzentrieren. Für Bremerhaven habe vor allem die ideale Lage an der offenen See gesprochen, sagte Capespan-Direktor Louis Kriel. Die großen Schiffe könnten die zweiwöchige Seereise vom Kap nach Bremerhaven und zurück neunmal im Jahr machen, während die lange Flußfahrt nach Hamburg nur sieben Fahrten zulasse.
Auch die Erfahrungen der BLG und Heuer (einer Tochterfirma der Bremer Atlanta-Gruppe), die seit 1993 das Fruchtterminal im Bremer Europahafen betreiben, habe die Entscheidung positiv beeinflußt.
Heuer-Chef Uwe Mehrtens versicherte, das neue Zentrum werde „keinen Arbeitsplatz am Bremer Terminal kosten“. Früchte aus Marokko würden weiterhin die Weser heraufgebracht, weil so der Weg zu den Konsumenten kürzer sei.
Für die krisengeschüttelte BLG ist der Deal laut Vorstandschef Hans-Heinrich Pöhl „ein Durchbruch“, nachdem man sich 30 Jahre lang um das Fruchtgeschäft bemüht habe. Das Joint Venture weise genau in die Richtung, die die neue BLG durch Partnerschaften mit privaten Unternehmen einschlagen wolle: Weg vom reinen Hafenumschlag, hin zum Aufbau von kompletten Logistikketten weltweit und mehr Dienstleistungen wie Verpackung und Qualitätskontrolle direkt an den Kajen. Perfekte Logistik ist für die Fruchtverkäufer lebenswichtig. Es dürfen nur fünf Wochen vom Pflücken bis in den Obstkorb der Verbraucher vergehen. Auf dem Rückweg nach Südafrika transportieren die Frucht-Schiffe nach Angaben Kriels überwiegend Elektronik-Teile für Autos. jof
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