Ein Ja zur Blattschneiderameise! Von Thomas Gsella

„Siebzig Pfennig, bitte.“ – „Oh, ich habe nur sechzig. Könnten Sie die Ware für mich zurücklegen? Ich hole sie morgen ab.“ Mit jenem unergründlichen Blick, wie ihn diese bärtigen oder sonstwie zugewachsenen Araber nicht selten auf mich richten, wenn sie in einer deutschen City einen offenen Obststand leiten und von mir gefragt werden, ob sie drei Mandarinchen reservieren können, legte der Revolutionswächter sie auf den zentnergroßen Haufen zurück, rasselte kurz mit den Säbeln und wünschte mir erkennbar Allah an den Hals.

Solcherlei ist aber nicht der Grund, warum ich mich entschieden habe, das muslimische Glaubenspaket unausgepackt zu lassen. Sondern wenn ich dereinst vor meinen Erlöser und/oder Verdammer trete, kenne ich ihn schon von allerlei Kapellen-Fresken her und werde ihm zurufen: „Ja, genau so hab' ich mir dich vorstellt: weißes Gewand, Bauchansatz, Bart und lange Haare. Hey, hello, Gottvater! Sei gnädig, please!“

Für Mandarinenhändler sieht es da schon kniffliger aus. Von ihrem Schöpfer gibt es kein Porträt, nicht einmal einen verfusselten Cartoon, der unter dem Tisch subversiver Studentenlokale kursierte, und wie ich aber Allah kenne, wird der Obstmann eventuell recht überrascht dastehen: „Aber, Allah, warum hast du denn so einen riesigen Textmarker?“ – „Damit ich deine Sünden besser orange anstreichen kann, o knurriger Mandarinenhändler, Sohn einer indochinesischen Blattschneiderameise!“

Damit bin ich beim entscheidenden Punkt. Denn wer jemals zwischen sechs und acht Uhr abends die Tierfilme auf Vox, Bayern3, arte und speziell 3sat guckte beziehungsweise, ich gebe es ja zu, schon praktisch jeden Abend guckt, der kann für derlei übereilte Blattschneiderameisendiskriminierung im Gegenzug, ja nur – Allahdiskriminierung übrig haben. Sorry und noch mal sorry! Aber Allah weiß ja nicht mal, daß die kleinen Waldbewohner in ihrem Heimatland „vermutlich über eine größere Fläche herrschen als die Menschen“ (Vox).

Ich wage die Behauptung: Lassen Sie uns auf einen Indochinesen ruhig mal 7,846 Millionen Blattschneiderameisen kommen. Tagaus, tagein krabbeln die mittelgroßen „Schneiderinnen“ auf über 15 Meter hohe Bäume und filetieren halbzentimetergroße Stücke aus den Blättern, mit denen sie überhaupt nichts anfangen können. Denn sie essen gar kein Grünzeug. Sie tragen die Blätter bis zu 100 Meter weit zu ihrem Staat, der sich 15 Fuß tief in die indochinesische Erdkruste erstreckt. An der Eingangspforte warten schon die Mini-Arbeiterinnen. Die nehmen die Blätter in Empfang, transportieren sie ins Staatsgebäude, lecken sie putzsauber, zerkauen sie zu kleinsten Brocken, spucken's wieder aus und bilden daraus eine Art Teppichboden. Am Ende pinkeln alle drauf und haben Pause. Aus dem Gemisch wächst allmählich ein Pilz, eine Art linksdrehender Joghurt für indochinesische Blattschneiderameisen. Den essen sie genüßlich auf oder verfüttern ihn an ihre im Sekundentakt aus der Königin fallenden Babies. Läßt man nun die im Ameisenstaat höchst virulenten Klassengegensätze vorübergehend außer acht, wird deutlich: Die Blattschneiderameise ist ein sehr gutes Tier. Soviel zur Vorurteilsstruktur vielleicht vom Islam allgemein.