Bald wieder Bücher für Viertelkids: „StaTTbibliothek“
■ Eltern-Ini durchforstete Restbestände der Stadtbibliothek im Steintor
Lange Gesichter machten Viertel-Eltern und Kids, als ihnen die Stadtbibliothek Vor dem Steintor im Mai endgültig die Tür vor der Nase zumachte. Aber schon bald soll es weiter- gehen. Die von ihnen ins Leben gerufene Initiative „StaTTbibliothek für Kinder und Jugendliche im Viertel“ist dabei, eine eigene Bücherei in der Schule Brokstraße aufzubauen – fürs erste selbstverwaltet. Wenn alles nach Plan läuft, kann am 5. Juli geöffnet werden. Unterstützung fand sie bei den Beiräten Mitte und Östliche Vorstadt, die sie mit 13.000 Mark unterstützen.
Die rund 4.000 von der Viertel-Bibliothek versprochenen Bücher haben die Aktivisten des Vereins mittlerweile aus den alten Beständen aussortiert. Bitterer Beigeschmack nur: Zuvor durften erst einmal die städtischen Bibliotheken zugreifen und sich die Sahnestücke rauspicken. Eigentlich hatte sich der Verein mehr versprochen, aber „aus Gleichheitsgrundsätzen“, wie Christine Nass bedauert, wurde ihnen nicht mehr zugestanden. Eine nach der Schließung der Horner Bibliothek gegründete Initiative hätte auch nicht mehr verlangt, hieß es seitens der Bibliotheksleitung. Immerhin wird das nötige Inventar mitgeliefert: Tische und Regale gibt es gratis dazu.
Mit Unverständnis sieht Christine Nass die Vorgehensweise. Die Bücher seien durch die Vorauswahl der Stadtbibliothek für die Kinder im Viertel unweigerlich verloren, und um die ginge es ja eigentlich: „Kinder fahren schließlich nicht extra in die Neustadt, um sich Bücher auszuleihen.“Auch Ortsamtsleiter Robert Bücking empörte sich und bezeichnete das als „einen Tritt hinterher“. Von den zur Verfügung stehenden Beiratsmitteln für das erste Halbjahr bewilligten die Beiräte daraufhin 13.000 Mark an Unterstützung, und zwar einstimmig.
Bevor es in der Brokstraße losgehen kann, muß der Raum in der Schule erst renoviert werden. Das letzte Juni-Wochenende ist dafür vorgesehen, und es werden noch händeringend HerferInnen gesucht.
Daneben sind auch noch jederzeit Bücherspenden willkommen. Eine erste Zusage haben sie bereits vom Ostertorbuchladen, der ihnen seine Rezensionsexemplare überläßt. Bis die StaTTbibliothek allerdings täglich geöffnet sein wird, dürfte noch einige Zeit verstreichen, da die gesamte Arbeit auf freiwilliger Basis läuft und alle Aktiven berufstätig sind. Auf jeden Fall werde aber an einigen Vormittagen und an vier Nachmittagen in der Woche jemand dort sein, so die Vereinsvorsitzende Andrea Baldauf. Sie betonte noch einmal, daß der Verein nach wie vor darauf bestehe, daß die Stadt eine volle Stelle zum Betrieb der Bibliothek finanziere: „Wir wollen Professionalität und regelmäßige Öffnungszeiten sichern“. Michael Bahlo
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