: Streit um Wahlergebnis
■ Algerien: Beobachter nennen Verlauf der Parlamentswahlen „transparent“
Algier/Offenbach (AFP/taz/ dpa) – Algeriens Opposition hat der Regierung „massiven Betrug“ bei den Parlamentswahlen vorgeworfen. Insbesondere die hohe Zahl mobiler Wahllokale habe eine Kontrolle unmöglich gemacht, monierten vier Oppositionsparteien. Mit Abstand stärkste Kraft bei der Wahl am Donnerstag wurde die Nationale Demokratische Sammlungsbewegung (RND), die Präsident Liamine Zéroual unterstützt. Sie kam auf 155 der 380 Sitze.
Wahlbeobachter der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) und der Arabischen Liga erklärten am Wochenende, die Wahlen seien „transparent“ verlaufen. Die 70 OAU-Beobachter seien in 47 der 48 Wahlkreise präsent gewesen, sagte der ehemalige malische Staatschef Amadou Toumani Touré – jedoch: „Wir müssen realistisch sein. In Algerien gibt es 37.586 Wahllokale, und trotz unseres guten Willens haben wir unsere Grenzen.“ Nach Einschätzung der Arabischen Liga brachten die Ergebnisse „die freie Wahl der Algerier“ zum Ausdruck. Die rund 60 Beobachter der Organisation betitelten ihren Abschlußbericht mit „Algeriens Triumph“.
Nach Ansicht des Führers der gemäßigt-islamistischen Gesellschaft für den Frieden (MSP), Mahfoud Nahnah, war die Arabische Liga dagegen „ein Zeuge, der nichts gesehen hat“. Vertreter der MSP, der ebenfalls islamistischen an-Nahda (Wiedergeburt), der demokratisch orientierten Front Sozialistischer Kräfte (FFS) und der trotzkistischen Arbeiterpartei (PT) sprachen in einer gemeinsamen Erklärung von „schweren Unregelmäßigkeiten bei allen Etappen der Wahlen“.
Auch die verbotene FIS warf der Regierung Wahlbetrug vor. In einer Erklärung spricht sie von einem weithin befolgten Wahlboykott. Die offizielle Wahlbeteiligung lag bei 65,49 Prozent. In Algier sollen 43,27 Prozent der Wahlberechtigten abgestimmt haben.
Unterdessen zeigten Satellitenbilder gestern morgen über Algerien eine riesige Rauchwolke. Klaus Gagel vom Deutschen Wetterdienst erklärte, sie könne von einer gewaltigen Explosion ausgelöst worden sein. In der Region in der Nähe von Hassi Massud, etwa 600 Kilometer südostlich von Algier, existieren große Ölfelder.
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