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: NBA: Utah gleicht zum 2:2 gegen Chicago aus

Berlin (taz) – Am Ende war es fast dieselbe Situation wie in Spiel 1 der NBA-Finalserie zwischen Utah Jazz und den Chicago Bulls. Sekunden vor Schluß stand Match 4 im Delta Center von Salt Lake City auf der Kippe und Utahs Karl Malone an der Freiwurflinie. Doch hatte „The Mailman“ am Sonntag vor einer Woche versagt und beide Würfe danebengesetzt, verwandelte er diesmal sicher. Und hatte Michael Jordan das erste Match im Gegenzug zugunsten der Bulls entschieden, hüpfte jetzt sein Dreipunktewurf, der zumindest den 76:76-Ausgleich bedeutet hätte, wieder aus dem Korb. Den Rebound angelte sich Malone, und Bryon Russell dunkte zum 78:73. Das zweitniedrigste Ergebnis eines Finalspiels überhaupt.

Scottie Pippen hatte nach dem Jazz-Sieg, der die Serie zum 2:2 ausglich, eine neue Erkenntnis gewonnen. „Hier stellt der Postbote wohl auch sonntags zu“, sagte er in Anspielung auf seine Äußerung gegenüber Karl Malone vor dessen verpatzten Freiwürfen in Chicago. Da hatte er den der Nervenschwäche verdächtigen „wertvollsten Spieler der Saison“ (MVP) mit der Behauptung aus dem Konzept gebracht, daß der Postbote an diesem Tag bekanntlich nicht liefere.

Während Malone mit 23 Punkten, zehn Rebounds und sechs Assists, eine vorzügliche Leistung bot, hatte Michael Jordan einen schlechten Tag, der in seinem verpaßten Wurf zum Schluß gipfelte. „Es gibt Spiele, in denen ich der Phantasiegestalt, zu der die Leute Michael Jordan aufgebaut haben, nicht gerecht werden kann“, meinte Jordan, „heute habe ich wohl manchmal wie eine sterbliche Person ausgesehen.“ 22 Punkte standen am Ende für ihn zu Buche, aber nur elf seiner 27 Würfe trafen, und an die Freiwurflinie durfte er kein einziges Mal. Besonders sterblich sah er aus, als ihm John Stockton zwei Minuten vor Schluß bei einer Vierpunkteführung der Bulls den Ball stibitzte. Zwar eilte Jordan dem Übeltäter hinterher und hinderte ihn mit einem Block, der auch nach Ansicht von Jazz- Coach Jeff Sloan sauber war, am Korbwurf, doch die Schiedsrichter pfiffen Foul, und Stockton legte per Freiwurf den Grundstein für Utahs erfolgreiche Aufholjagd.

Der Klub bleibt in den Play-offs in eigener Halle ungeschlagen und hat am Mittwoch ebendort sogar Gelegenheit, in Führung zu gehen, bevor die Serie mit ihren restlichen ein oder zwei Spielen nach Chicago zurückkehrt. Gegenüber dem mit 93:104 verlorenen dritten Match stand immerhin die Abwehr der Bulls wieder gut, auch wenn Dennis Rodman erneut nur sechs Rebounds holte. „Er hat es mit einem der 50 besten Spieler aller Zeiten zu tun“, nahm Jordan seinen schwächelnden Kollegen in Schutz, „Karl Malone ist kein Appetithappen.“Matti Lieske