: „Rechte für Tiere, nicht Tierschutz“
■ Interview mit drei AktivistInnen der „Tierrechts-Aktion-Nord“ (TAN) zur Tierrechtswoche
taz: Das Ausbeutungsverhältnis zwischen Menschen ist noch nicht beseitigt, Ihr setzt bei dem zwischen Mensch und Tier an.
Fritz: Es ist ein erzpatriarchales Verhalten, Haupt- und Nebenwidersprüche zu definieren. Es gibt Unterdrückung oder Nicht-Unterdrückung. Unterdrückung ist grundsätzlich abzulehnen, sei es gegenüber Mensch oder Tier.
Karo: Man darf nicht abstufen, was da wichtiger ist. Außerdem ist es kein Widerspruch, gegen das Patriarchat zu kämpfen und vegan zu leben.
Fritz: Ich verlange nicht von AntifaschistInnen, daß sie vegane Arbeit machen, aber zumindestens, daß sie vegan leben.
Laut der autonomen Zeitschrift Interim gibt es bei den Veganern eine neonazistische Strömung.
Fritz: Es wäre falsch zu sagen, daß das Tendenzen innerhalb der veganen Bewegung sind. Faschismus geht nicht aus dem Veganismus hervor. Wenn es offen faschistische VeganerInnen gibt, will ich mit denen nichts zu tun haben.
Georg: Die Tierrechtsszene ist sehr heterogen; da gibt es Gruppen, von denen wir uns klar distanzieren würden.
Wie soll denn das Leben zwischen Mensch und Tier aussehen?
Karo: Tiere dürfen von Menschen nicht für ihre Zwecke ausgenutzt werden. Sie haben das gleiche Recht auf Leben und Verwirklichung ihrer Interessen. Tiere haben auch einen Anspruch darauf, nicht leiden zu müssen und in Freiheit zu leben.
Wo setzt Ihr konkret an?
Fritz: Die Produktion von Fleisch, Milch, Eiern und sonstigen tierischen Produkten muß entfallen.
Georg: Jeder Bereich, wo Menschen was mit Tieren anstellen, muß geändert werden. Ob das die Pelzindustrie ist, Jagd oder Zirkus.
Der Hund ist auch ein treuer Freund des Autonomen...
Fritz: Grundsätzlich würde ich Haustierhaltung ablehnen. Bei Tieren, die draußen keine Überlebenschancen haben, finde ich es o.k., wenn man sie aufnimmt.
Eure militanten Aktionen sollen den Tierausbeutern Kosten verursachen. Es ist beispielsweise von einigen hundert angesägten Hochsitzen im Jahr die Rede.
Fritz: Auch Laborbefreiungen und Brandanschläge auf Fleischlaster gibt es immer wieder. Die Ziele der Anschläge haben sich verlagert: Der Widerstand gegen Pelz ist gerade ein wenig aus der Mode gekommen.
Auch im Schanzenviertel gibt es immer wieder Anschläge, zuletzt gegen einen kleinen Schlachterladen.
Karo: Wer immer das gemacht hat, es scheint keine organisierte Guerilla gewesen zu sein.
Der Schlachter ist empört, daß Kleinbetriebe angegriffen werden.
Fritz: Ich finde es egal, ob das ein großer oder kleiner Laden ist. Ich fände es auch schöner, wenn der Schlachthof angegriffen würde, bloß erfordert das mehr Kraft. Nur darauf zu verweisen, daß man ein mittelständischer Betrieb ist, ist für mich keine Begründung, nicht angegriffen zu werden.
Wie ist Euer Verhältnis zu Tierschutz-Vereinen?
Fritz: Tiere müssen nicht nur geschützt werden, sondern gewisse Rechte zugebilligt kriegen.
Georg: Hinter dem klassischen Tierschutzgedanken steht die humanistische Vorstellung, daß der Mensch zwar Verantwortung für die Tiere hat, es zwischen Mensch und Tier aber eine Hierarchie gibt. Diese lehnen wir ab.
Habt Ihr nicht das Gefühl, daß Ihr mit Eurem Engagement einer ignoranten Gesellschaft gegenübersteht?
Fritz: Klar, aber das ist doch kein Grund, es nicht trotzdem zu versuchen. Die Beweggründe, etwas zu tun, sind nicht die, ob man was erreichen kann, sondern ob es sinnvoll ist, was zu tun.
Fragen:
Rainer Schäfer / Karl Schaaf
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