■ Soundcheck
: Goz of Kermeur

Gehört: Goz of Kermeur. Ohne in allzu haltlose Verallgemeinerungen zu verfallen: Aus der Schweiz stammende Musik hat in Relation zum Gesamtschaffen des Landes einen bemerkenswert hohen Grad an Eigensinn und Irritation. Irgendwo zwischen Alboth und Frankreich anzusiedeln sind die Goz of Kermeur, deren auf Tonträger gelinde nervige französische Theatralik sich glücklicherweise im hinteren Schlauch des Westwerks verlor.

Es verblieben meist störrische Gebilde aus Sound und Struktur, die sich gegen allzu viel von Adrien Kesslers passagenweise Brecht/Weill/Chanson-nahen Gesang verwehrten.

Als Wiedergutmachung bediente Kessler seinen Standbaß weniger selbstverliebt und errichtete mit dem erfreulich gleichberechtigten Schlagzeuger eine lebendige, denkbar Rock-ferne Basis, der auch die partiell weinerliche Gitarre keinen Schaden zufügen konnte. Statt mit billiger harmonischer Erlösung arbeitete das Trio anwachsende Energien des sich aneinander reibenden Spiels in wunderbaren Speed-Ausbrüchen ab, dem am Klimax sentimentales Beckengeklingel auf der Spur war. Schöne Musik ohne Not.

Holger in't Veld