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"Interim" erscheint pünktlich

■ Waren die Durchsuchungen der Polizei ein Erfolg? Läßt sich die Szenezeitschrift in die Illegalität drängen? Wie geht es weiter? Ein Interview mit den "Interim"-MacherInnen

taz: Staatsanwaltschaft und Polizei haben die Großrazzia gegen die „Interim“ vom Donnerstag als Erfolg bewertet. Waren die Durchsuchungen tatsächlich erfolgreich?

Interim: Natürlich ist es ein Rückschlag, wenn ein Teil der Auflage nicht auf dem Ladentisch erscheint. Aber schon einen Tag nach der Razzia wurde die beschlagnahmte Ausgabe in einer zweiten Auflage in Höhe von 2.000 Exemplaren nachgedruckt. Ein Erfolg wäre die Aktion nur, wenn die Interim in den nächsten Wochen nicht erscheinen würde oder wenn es der Gegenseite mit ihrem Kriminalisierungsversuch gelingen würde, die linke Szene einzuschüchtern und die Kräfte mit Repressionsarbeit zu binden.

Wie reagiert ihr auf die Kriminalisierung?

Die Besetzung der öffentlichen Meinung ist immer auch ein Produkt der gesellschaftlichen Auseinandersetzung. Jetzt hat die Gegenseite eine neue Auseinandersetzung eröffnet. In der beschlagnahmten Ausgabe stand unter dem Vorwort die Parole: „Bleibt in Bewegung!“ Das gilt nun auch für uns.

Die 500 Bereitschaftspolizisten, LKA-Beamten und Staatsanwälte haben am Donnerstag keinen einzigen Buch- oder Infoladen durchsucht, sondern sich vor allem für den Vetrieb der „Interim“ interssiert. Was steckt eurer Ansicht nach dahinter?

Sie hätten gegen Buchhändler auch gar keine rechtliche Handhabe gehabt, weil die Interim völlig legal ist. Was hinter den Durchsuchungen steckt, ist vielmehr der Versuch, wenn die Zeitung schon nicht verboten wird, so doch anderweitig ihr Erscheinen zu erschweren.

Die Durchsuchungen werden von euch auch als Versuch gewertet, die Zeitung in die Illegalität zu drängen. Wird das geschehen?

Nein. Die Interim ist wie gesagt nicht verboten. Deshalb fordern wir im übrigen die sofortige Rückgabe der beschlagnahmten Zeitungen. Was die Frage betrifft, ob wir uns in die Illegalität drängen lassen, ist zu sagen, daß die Zeitung nicht nur aus denen besteht, die sie herstellen und vertreiben, sondern auch aus denen, die sie lesen und schreiben. Die Interim ist deshalb vor allem ein Kommunikationsprinzip. Und ein Prinzip kann man genausowenig verhaften, wie man einen Gebirgsbach in Handschellen legen oder eine öffentliche Diskussion, wie sie in der Interim stattfindet, in die Illegalität drängen kann.

Wann wird die nächste Ausgabe erscheinen?

Wir versprechen, daß die nächste Interim pünktlich erscheinen wird und sich ausführlich mit dem Thema, wie wir gegenüber den Hauptstadt-Ausputzern in die Offensive kommen, beschäftigen wird. Alle, die zu diesem Thema etwas beizutragen haben, werden Wege finden, ihre Texte der Interim zukommen zu lassen. Interview: Uwe Rada

siehe Bericht Seite 2

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