: Frisch über den Ladentisch
Zu Besuch in Hamburgs Hofläden: Ökologisch einwandfreie Produkte sind garantiert, der Blick hinter die Kulissen auch ■ Von Sabine Schrader
Beim Einkaufen Landluft schnuppern, einen Blick ins Gewächshaus werfen und glückliche Kühe betrachten: Am Stadtrand Hamburgs bieten Biogärtnereien und -höfe ihre Produkte in eigenen Läden an. Wer will, wird herumgeführt und mit der Arbeit in den Ställen und auf den Feldern bekannt gemacht.
Gleich hinter Hamburg liegt inmitten großer Getreidefelder das Staatsgut Wulksfelde. Der 260 Hektar umfassende Betrieb wird von einem Agraringenieur geleitet, sechs Leute arbeiten in der Landwirtschaft des Gutes, das 1989 von der Stadt Hamburg gepachtet wurde. Die Rundgänge sind untermalt vom Geschnatter von 800 Hühnern, deren vitales Konzert noch 230 Gänse ergänzen. Außerdem bevölkern zwanzig Schweine und siebzig Rinder das Gelände rund um das hochherrschaftliche ehemalige Gutsgebäude, das von einigen der insgesamt 18 MitarbeiterInnen bewohnt wird.
Im Hofladen werden Kartoffeln, Zwiebeln, Möhren und Rote Beete aus eigenem Anbau verkauft, dazu frischgeschrotetes Getreide, Hülsenfrüchte und Fleisch. Der kleine „Öko-Supermarkt“erbringt die Hälfte des Gesamtertrags des Hofes, der nach den Richtlinien des Bioland-Verbandes bewirtschaftet wird. Allein sechs feste Arbeitsplätze sind im Hofladen entstanden.
Wesentlich kleiner kommt der Bergstedter Gärtnerhof und Demeterbetrieb am Stüffel daher, der am 9. August sein zehnjähriges Jubiläum feiert. Hier werden auf knapp neun Hektar – allein die Gewächshäuser haben eine Gesamtfläche von 700 Quadratmetern – Kräuter und Gemüse von der Kürbispflanze über Basilikum bis zu mehreren Tomatenarten angebaut. Auch gerade wieder neu entdeckte Arten wie das Wurzelgemüse Topinambur und Pastinaken und manchmal die Salatpflanze Rauke kann man hier bekommen.
Der Gärtnerhof – ein gemeinnütziger Verein – bildet 19 behinderte Menschen zu GärtnerInnen oder WerkerInnen im Gemüsebau aus. Fünf MitarbeiterInnen arbeiten in der Gärtnerei; im Laden, der als Genossenschaft betrieben wird, sind nochmal drei Menschen tätig. Schulklassen werden nicht nur herumgeführt, sondern können auch stunden- oder tageweise beim Pflanzen und Ernten helfen.
Der Zucht von im Bestand gefährdeten Nutztier-Rassen hat sich der Hof Lütjensee verschrieben. Schweine – Husumer Rotbunte, Bentheimer und Angeler Sattelschweine –, Altdeutsche Rot- und Schwarzbunte Rinder sowie Kärntner Brillenschafe haben auf dem Hof des Optiker-Multis Günter Fielmann ihr Zuhause. Die 100 Hektar Anbaufläche werden hauptsächlich für Getreide genutzt – alle Arten sind im Hofladen zu haben. Außerdem gibt's Fleisch von Schwein, Rind und Geflügel. Geschlachtet wird allerdings außerhalb. Auch der größte Teil des Getreides wird nicht in Lütjensee selbst, sondern auf dem 800 Hektar großen Fielmann-Hof in Mecklenburg-Vorpommern angebaut.
Kefir, Frischkäse, Quark, Joghurt und Saure Sahne: Auf dem 270 Hektar großen Gut Wulfsdorf in Ahrensburg nutzt man vorrangig die Produkte der lebenden Tiere. Verkauft wird auch unbehandelte Milch, die – im Kühlschrank aufbewahrt – immerhin eine Woche lang haltbar ist. Außerdem gibt es Gemüse der Saison aus eigenem Anbau. Freitags und samstags baut der Schlachter seinen Stand vor dem Hofladen auf und verkauft Fleisch und Wurst eigener Produktion. Führungen durch den Betrieb mit Schafen, Kühen, Schweinen und Federvieh kosten für Gruppen 75 Mark und dauern anderthalb Stunden.
Zu guter Letzt ein Blick ins Wendland. 16 Betriebe, die nach Bioland-Richtlinien wirtschaften, haben sich in der dortigen Kooperative zusammengeschlossen, drei davon mit regulären Hofläden.
Zum Beispiel der Göhrdehof Glieneitz, dessen zehn Hektar Gemüseacker, Kräutergarten und Weideland von zwei Menschen bewirtschaftet werden. Wildkräuter sind eine Spezialität des Hofes, aber auch Topinambur und Pastinaken oder das seltene Blattgemüse Stielmus – auf Wunsch wird ein Rezept mitgeliefert. Das Rindfleisch stammt vom Deutschen Angus. Die kleine Herde, derzeit sind es sieben Tiere, wird rund ums Jahr auf der Weide gehalten.
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