Unterm Strich

Gerrit, Andreas, Roland – oh, ihr armen Schweine! Seit Freitag harren unsere eifrigen Musikkritiker im dänischen Roskilde mit etwa 90.000 anderen Fans auf dem Rockfestival aus – im Regen! Bis Sonntag müsse man weiter mit Schauern rechnen, so der Wetterfrosch von dpa. Und da sage noch einer, nur dem Herrn Hefele gehe es in Wimbledon dreckig...

Alle paar Jahre versucht ein Professor der Anglistik, James Joycens „Ulysses“ zu entwirren, weshalb es alle paar Jahre Streit unter den Forschern gibt, ob denn so etwas bei einem Meisterwerk erlaubt sei. Das gilt auch für die von Danis Rose überarbeiteten Neuausgabe „Ulysses: A Reader's Edition“, die vor zwei Wochen im Picador-Verlag erschienen ist. Am Freitag veröffentlichte der Guardian einen Artikel des Joyce-Enkels Stephen James Joyce, der die Überarbeitung niedermachte: „Wer die Unverschämtheit besitzt, den Namen James Joyce auf diese schändliche Fehlinterpretation von ,Ulysses‘, dem einzigartigen Meisterwerk meines Großvaters zu setzen, leugnet sein kreatives, phantasievolles Genie.“ Er forderte, daß der Name seines Großvaters vom Umschlag gestrichen werde. Zuvor hatten Familie und Nachlaßverwalter per einstweiliger Verfügung die Auslieferung des Buches zu stoppen versucht. Die Klage gegen den Picador-Verlag wurde jedoch abgewiesen, weil die Arbeit am neuen „Ulysses“ erst nach Ablauf des Copyright-Schutzes im Jahr 1992 begonnen hatte.

Bei dem Streit geht es um Änderungen: Der 46 Jahre alte Joyce-Experte Rose hat den Ur-„Ulysses“ nach 20jähriger Forschung über Joyce in einer Form umgewandelt, wie sie nach seiner Überzeugung der Absicht des Autors entspricht. An den 250.000 Worten des Buches wurden knapp 10.000 Änderungen vorgenommen. „Verschwunden sind die verwirrende Zeichensetzung, die zufällige Setzung von Apostrophen und die Rechtschreibfehler, die Generationen von Studenten entzückt und verwirrt hatten“, kommentierte der Guardian das Ergebnis. Rose selbst sagte: „Dies ist ein ,Ulysses‘ fürs Volk, ein Text, der aus dem Elfenbeinturm der akademischen Welt herausgeschmuggelt und zum Wohle der Literaturfreunde auf den Markt gebracht wurde.“

Britpop jetzt auch bei Lyrikbänden? In England hat ein junger britischer Dichter, von dem noch kein Vers veröffentlicht wurde, einen Rekordvertrag über umgerechnet rund 3,1 Millionen Mark erhalten. Wie der Daily Telegraph am Freitag berichtete, zahlte der Schallplattenkonzern EMI dem 26jährigen Murray Lachlan Young die rasant hohe Summe für zwei Aufnahmen mit seinen Gedichten. Weitere 700.000 Mark soll Young vom Musiksender MTV erhalten, für den er seine Gedichte auf 100 Videoclips von je 90 Sekunden Länge sprechen wird. Der Spitzenpreis mag auch der Tatsache geschuldet sein, daß EMI zum ersten Mal einen Lyriker unter Vertrag genommen hat...