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Lehrstellen fehlen

■ Bildungsminister schlägt Alarm: 1997 keine ausgeglichene Bilanz?

Bonn (AP/taz) – Einen Tag vor dem Spitzengespräch der Regierungschefs von Bund und Ländern über die Situation der Berufsausbildung hat Bundesbildungsminister Jürgen Rüttgers wegen des immer noch unzureichenden Lehrstellenangebots Alarm geschlagen. In der Kabinettssitzung äußerte Rüttgers in Bonn die Befürchtung, daß zum ersten Mal seit elf Jahren keine ausgeglichene Lehrstellenbilanz erreicht werde, wenn es nicht noch einmal zu einer konzentrierten Kraftanstrengung aller Beteiligten komme.

Rüttgers legte Bundeskanzler Helmut Kohl nahe, bei seinem Treffen mit den Ministerpräsidenten der Länder am Donnerstag in Bonn notfalls in kontroverser Diskussion auf drei Ziele hinzuarbeiten. An erster Stelle nannte der Minister die Abschaffung des zweiten Berufsschultages im zweiten und dritten Lehrjahr, „es sei denn, Wirtschaft und Schulen vor Ort treffen andere einvernehmliche Regelungen“. Rüttgers forderte ferner von den Regierungschefs eine klare Vorgabe an ihre Kultusminister, durch rasche Maßnahmen die Ausbildungsreife aller Schulabgänger sicherzustellen. Und als dritte Maßnahme schlug er vor, daß die Länder ihre Angebote für vollzeitschulische Berufsausbildung mit anerkanntem Abschluß an Berufsfachschulen kurzfristig um mindestens zehn Prozent steigern.

Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer hat Gesetze zur Bekämpfung der Lehrstellenknappheit gefordert. Die Gewerkschafterin sagte, tarifvertragliche Vereinbarungen und regionale Bündnisse für Ausbildung seien zwar hilfreich, aber zu wenig. „Es reicht nicht aus, immer nur zu analysieren und schöne Appelle loszulassen, sondern hier müssen sicherlich Gesetze gemacht werden.“ Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hingegen hat ein Sofortprogramm gefordert. Überall dort, wo die Lehrstellen in diesem Jahr nicht ausreichten, müßten Runde Tische gebildet werden, um nach Ersatzlösungen zu suchen, sagte die GEW- Vorsitzende Eva-Maria Stange.

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