Kommentar: Der Glaubenskrieg
■ Wissenschaftler sollten die Folgen der Atomenergie vernünftig diskutieren
Ist Krümmel schuld am Krebs in der Elbmarsch? Die Gelehrten streiten sich: Natürlich, sagen die einen. Natürlich nicht, die anderen. Dem Volk bleibt nur zu staunen. Nicht, weil es Streit gibt zwischen Wissenschaftlern, den vermeintlichen Gralshütern der Objektivität. Daß es auch in der Wissenschaft grundlegende Meinungsverschiedenheiten gibt ist nichts Neues und schon gar nichts Schlimmes. Ganz im Gegenteil.
Diskussionen innerhalb der Wissenschaft helfen, überall dort die Realität ein bißchen besser einzuschätzen, wo es keine sicheren Erkenntnisse mehr gibt. Aber diskutieren heißt miteinander reden, miteinander an einer Fragestellung arbeiten – und nicht, sich gegenseitig anzuschreien. Außenstehende können nur staunen, mit welcher Sicherheit, in einigen Fällen auch mit welcher Arroganz, die Konkurrenten ihre Glaubenssätze verkaufen.
Wo es keine sicheren Erkenntnisse gibt, arbeitet Wissenschaft mit Annahmen. Das ist klar. Aber zum einen, das lernt jedes Erstsemester, dürfen Wissenschaftler diese Thesen nicht als Erkenntnisse verkaufen. Zum zweiten sollte durchaus auch die Bereitschaft bestehen, die eigenen Thesen, die nichts anderes sind als Vorurteile, in Frage zu stellen. In der Atomdiskussion geschieht dies nicht.
Ich hab' recht, und du bist blöd – die Trotzphase kann auch bei Wissenschaftlern Jahrzehnte überdauern. Den Menschen in der Elbmarsch ist damit nicht geholfen. Es geht nicht um Glaubenskriege, um wissenschaftliche Karrieren, um Recht oder Unrecht. Es geht um krebskranke Kinder. Achim Fischer
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