piwik no script img

Unterm Strich

Am Ende war es ein Sieg für die große, liebe und liebenswerte Volksgemeinschaft: noch einmal also Love Parade. Berlins Innensenator Schönbohm dankte zuallererst den Sanitätern, die zum Teil ehrenamtlich – jede Menge Vorbildpotential – viele gute Dinge taten und in den bereitgestellten Sauerstoffzelten kreislaufschwache Tänzer und drogengesättigte Raver umsorgten. Viel Lob hatte Schönbohm, bei seinem früheren Arbeitgeber Bundeswehr immerhin berufsmäßig mit der ordentlichen Aufstellung von Menschenansammlungen betraut, auch für seinen eigenen Laden übrig. „Die Polizei hat umsichtig gehandelt“, meinte er an der angestammten Verlautbarungsstelle, wo sonst immer nur Chaoten zu geißeln sind, um sich schließlich ganz und gar ins Emphatische zu verlieren: „Danke, Ihr ward alle wunderbar...“

Das fand auch Berlins vielbeamteter Klaus- Rüdiger Landowsky, der bei Böhme im Sat.1- Turm die Parade für ihre Dienste am Stadtbild („Ihr Völker der Welt“) jenseits allen Mülls nach Kräften herzte. Bis auf weiteres wird der Canetti-Band mit den schönsten Stellen über die diversen Massen und Meuten zugeklappt bleiben müssen. Das Feuilleton von FAZ bis Berliner Zeitung, wettstreitend aufeinander Bezug nehmend, hat sich angesichts hüpfender Körperteile in angestrengtem Deutungswollen erschöpft. Am interviewten Raver ist aber festzustellen: Die Lothar-Matthäisierung des Fernsehsprechens steckt noch in den Anfängen.

Starke Regenfälle haben am Wochenende das Museum mit der größten Sammlung naiver Kunst im serbischen Jagodina überflutet und teilweise vollkommen zerstört. Neben vielen schwer beschädigten Gemälden wurde auch die 25.000 Bände umfassende Bibliothek vernichtet, berichtete die Belgrader Zeitung Politika am Sonntag. Die Naiven-Sammlung ist nach Angaben der Museumsdirektorin Koviljka Smiljković die führende der Welt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen