: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
A
Anaconda USA 1997, R: Luis Llosa, D: Jennifer Lopez, Ice Cube, Jon Voight
„Die Schlange ist mit allerlei Mythen und Legenden belastet, sie genießt nicht gerade den besten Ruf, aber das hat sie nicht verdient: Daß sie als eine Art gelenkige Riesenwurst, bar jeder Persöhnlichkeit, im und am Amazonas aufs dümmste Freund und Feind umringeln und verschlucken muß. Regisseur Luis Llosa erzeugt den Horror im Dschungelgestrüpp hauptsächlich durch gefährlich klingende Musik und hat eigentlich nur einen Trost zu bieten: Den erfreulich zwielichtigen Jon Voight, der als gestandeter Anacondafänger zu einer Gruppe Dokumentarfilmer stößt und ein bißchen Böses auch in ihnen weckt.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
B
Bandits Deutschland 1997, R: Katja von Garnier, D: Nicolette Krebitz, Katja Riemann, Jasmin Tabatabai
„Die Regisseurin des Films, Katja von Garnier, 30, ist ein Hot Spot. Ihren ersten Film „Abgeschminkt“, den sie als eine Art Übung während ihres Studiums an der Münchener Filmhochschule drehte, sahen 1,3 Millionen Kinogänger. Da ist es schwer, sich mit dem zweiten Streich selbst zu übertreffen. „Bandits“ist die Geschichte einer Frauen-Knast-Band auf der Flucht – schneller, bunter, weiblicher als übliche deutsche Kinokost.“(Der Spiegel) City, Schauburg, Casablanca (Ol), Apollo (Whv)
Batman & Robin USA 1997, R: Joel Schumacher, D: George Clooney, Arnold Schwarzenegger, Uma Thurman
„Wie ein verwunderter Jeti schleppt sich „Batman & Robin“durch mit Eiszapfen verhangene Kulissen, Trockeneis-Nebel und würgende Dschungel-Lianen, bevor er in einem gefrorenen Haufen verendet. Leider findet dieser Abgang schon 20 Minuten nach dem Beginn des Filmes statt, wodurch die Zuschauer etwa 106 lange Minuten in der Kälte stehen müßen. Wenn sie sich in dieses Terrain vorwagen wollen, empfehle ich einen langen Winterschlaf. In Akiva Goldmans dramaturgisch frostigem Drehbuch müssen Batman und seine unverwüstlichen Kumpanen Robin und Batgirl Gotham City vor einer doppelten Gefahr retten: Dem gepanzerten, frostblütigen Mr. Freeze, dessen mächtige Eisgewehre seine Gegner totgefrieren können, und einer giftigen, mit Lianen geschmückten Verführerin namens Poison Ivy, deren Kuß tödlicher ist als ein Wochenende in Tschernobyl. Die Prämisse ist weit unter Null, aber eine Gelegenheit für groteske Kreativität. Aber für den Regisseur Joel Schuhmacher, der früher Schaufenster dekorierte, zählen bei Filmen nicht Themen sondern Schemen. Er arrangiert und choreographiert seine Schauspieler so, als seien sie Schaufensterpuppen. Und er ersetzt die schaurige Düsterkeit von Bob Kanes Batman-Comic-Serie durch viel dümmlichen Frohsinn.“(International Herald Tribune) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Lindenhof (Wildeshausen)
C
Con Air USA 1997, R: Simon West, D: Nicolas Cage, John Malkovich
„Wer mitfliegt, zurre Sicherheitsgurt und Kotztüte fest, denn die neue machomanische Flugnummer von Produzent Jerry Bruckheimer („Top Gun“, „The Rock“) und Regisseur Simon West stürzt mit allen pyrotechnischen Schikanen ins cinematische Sommerloch. Selbst die Crew aus glanzvollen Charakterdarstellern hebt den Luftheuler kaum in höhere Schichten: Die Knackis Nicolas Cage, John Malkovich, Ving Rhames und Steve Buscemi gehören zu einer gefährlichen Flugschar, die in eine neue Hochsicherheitsanstalt verlegt werden soll. Die schweren Jungs entführen das fliegende Knastzimmer, und die Action-Apotheosen tosen. Ein, zwei Frauen sind auch an Bord, sie bringen, dramaturgisch nötig, das Element des Weiblichen ein – hormonell gesehen, reichen die häufigen Explosionen völlig.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)
D
Der Dummschwätzer USA 1997, R: Tom Shadyac, D: Jim Carrey, Maura Tierney, Jennifer Tilly
„Es ist nicht furchtbar originell, einen Rechtsanwalt als zwanghaften Lügner darzustellen – immerhin verdient er, nach Ansicht der meisten Leute, damit sein Geld. Regisseur Tom Shadyac nutzt geschickt das Potential seines Stars, ohne den Fehler zu machen, Carreys Fratzenschneiderei zu sehr auszukosten. Das Ergebnis ist eine durch und durch nette Familienkomödie mit Moral zum Mitnehmen.“(TV-Spielfilm) UFA-Stern, UT-Kinocenter
E
Encore Frankreich 1996, R: Pascal Bonitzer, D: Jackie Beroyer, Valeria Bruni Tedeschi, Matacha Regnier
„Beziehungsprobleme – darum geht es vornehmlich in Pascal Bonitzers Komödie, die sich mal durchaus ernsthaft, mal spielerisch mit einem Phänomen menschlichen Lebens auseinandersetzt: Der Unmöglichkeit zu zweit zu leben – und der Unmöglichkeit allein zu leben! Denn Abel (Jackie Beroyer), der Antiheld des Films, hat arge Probleme mit dem Zusammenleben, nicht nur mit seiner rasend eifersüchtigen Ehegemahlin Aliette (Valeria Bruni Tedeschi). (TV-Spielfilm) Atelier
Der englische Patient USA 1996, R: Anthony Minghella, D: Ralph Fiennes, Kristin Scott Thomas, Juliette Binoche, Willem Dafoe, Jürgen Prochnow
Der Autor Michael Ondatje hat eine Unzahl von Geschichten in seinen Roman gewoben. „Die Geschichte der internationalen Sahara-Expedition in den dreißiger Jahren. Die Geschichte des Minensuchkorps der Britischen Armeee. Die Geschichte eines Sikhs in Europa. Die Tragödie einer Liebe.“Anthony Minghellas Verfilmung „schleppt sich eine gute Stunde so dahin. Toskanische Stille, Zweiergespräche, Dreiergespräche, dazwischen Rückblenden. Ein Wüstencamp, ein Sandsturm. Man ahnt nicht, was die Figuren treibt, was ihre Schicksale zusammenhält, doch der Film erzählt immer weiter: und dann, und dann... Dann geschieht das Unerwartete: das Wunder.“Denn „irgendwann kommt der Moment, in dem man aufhört, an das Buch zu denken, und nur noch zuschaut. „Der englische Patient“ist nichts als ein großer, ruhiger, altmodischer Liebesfilm. Von allen Geschichten, die in Ondaatjes Roman vorkommen, erzählt er nur eine einzige. Aber dieser einen verleiht er allen Zauber, den das Kino geben kann.“(Andreas Kilb, (Die Zeit) Filmstudio
F
Fräulein Smillas Gespür für Schnee Deutschland/USA 1996, R: Bille August, D: Julia Ormond, Gabriel Byrne, Vanessa Redgrave
„Smilla Jaspersen hält den Tod der sechsjährigen Jesaja nicht für einen Unfall und stellt Ermittlungen auf eigene Faust an. Dabei stößt sie auf zwielichtige Gestalten und dunkle Machenschaften. Die Spur führt von Kopenhagen nach Grönland ins ewige Eis. Aus der anfangs bedrohlichen Stimmung wird in Bille Augusts Bestsellerverfilmung allzuschnell eine reine Kriminalgeschichte, in der Smilla nur noch von einer Entdeckung zur nächsten hastet. Bei soviel Aufdeckungseifer gehen die Geheimnisse und die Spannung schon bald verloren.“(tip) UFA-Stern
H
Harold & Maude USA 1971, R: Hal Ashby, D: Ruth Gordon, Bud Cort
„Ashbys schwarze Komödie über die Liebesgeschichte zwischen einem depressiven 20jährigen Mann/Kind und einer optimistischen 80jährigen Frau ist einer der populärsten von allen Kultfilmen. Er hat eine erhebende Qualität, eine Frische, ein Funkeln, einen wunderschönen Sinn für erfolgreiche Rebellion. In diesem Film über Tod und Auferstehung, wo sich Leben und Sterben kontinuierlich überlappen, werden schließlich Maudes Lebensenergien auf Harold übertragen – er wird leben wie sie es ihn gelehrt hat.“(Danny Peary) Cinema
Hip Hop Hood USA 1996, R: Paris Barcley, D: Shawn Wayans, Marlon Wayans, Tracey Cherele Jones
„Eine Parodie auf afroamerikanische Ghetto-Dramen, die keine erkennbare Handlung bietet, sondern eine mit poulärer schwarzer Rapmusik aufgepeppte Sketch-Parade im Stil von Comedy-Shows des US-Fernsehens. Zwei Teenager ziehen durch eine bizarre Umwelt voller verrückter Figuren, allesamt Karikaturen jener Typen, die tatsächlich die hier parodierte Nachbarschaft bevölkern. Die mit derben Geschmacklosigkeiten gepfefferten Erlebnisse der Hauptfiguren wirken nicht sehr witzig, sondern eher albern.“(tip) UFA-Stern
I
Im Rausch der Tiefe Frankreich1987, R: Luc Besson, D: Jean-Marie Barre, Rosanna Arquette
Wunderschöne Wasseraufnahmen und eine leider ziemlich alberne Geschichte über zwei Taucher, die im ewigen Wettstreit darüber liegen, wer von ihnen am längsten und am tiefsten unter Wasser ohne Atemgerät tauchen kann. Rossana Arquette stolpert zwischen den Tauchgängen unbeholfen über Bootsplanken und bewundert den schöneren der beiden Wassermänner, doch dieser scheint sich mehr für Delphine zu interessieren. (hip) Atelier
Independence Day USA 1996, R: Roland Emmerich, D: Will Smith, Bill Pullman, Jeff Goldblum
Emmerich und seine drei Drehbuchschreiber bedienen sich unverfroren und geschickt bei den Erfolgsrezepten aus früheren Blütezeiten des Genrekinos. Dabei ist Emmerich immer noch ein recht simpler Erzähler, der ohne jede Ironie zitiert, im Finale so viel wie möglich herumballert und am liebsten an seinen Spezialeffekten herumbastelt. Aber all das verselbstständigt sich diesmal nicht wie in seinen früheren Filmen, sondern wird durch ein smartes Drehbuch und die durchweg erstklassigen Schauspieler veredelt. Gerade Emmerichs Naivität ist vielleicht der Grund, warum „Independence Day“solch ein sensationeller Erfolg wurde. (hip) UFA-Stern
J
Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit
„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarienette jenseits der Sprache ausdrücken kann - genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Wall- & Ziegelhof-Kinos (Ol)
K
Knockin' On Heaven's Door Deutschland 1997, R: Thomas John, D: Till Schweiger, Jan Josef Liefers
„Auch Lausbuben kommen manchmal in den Himmel; das Sterbenmüssen ist offenbar Strafe genug dafür, wie sie über die Stränge schlugen. Hier geht es also um zwei junge Kerle, die sich als ,Abnippel-Experten' verstehen dürfen: Jeder für sich hat soeben 0im Krankenhaus die Diagnose erhalten, daß sein letztes Stündlein nah bevorstehe; doch da sie sich beide zu munter zur Verzweiflung fühlen, fassen sie gemeinsam Mut zu einem letzten Ausbruch ins nie gelebte Leben. Weithin, zugegeben, ist diese Actionkomödie ein recht kumpelhaftes Abenteuer, bei dem viele freundliche Frauen immer nur kurz hereinschauen. Doch ebendiese Frauenferne bewahrt den Helden ihre Unschuld: Lausbuben sind und bleiben sie und also unwiderstehelich. Wer will schon beim Sterben der erste sein? Aber so heiteren Herzens sieht man Kinohelden nicht alle Tage zum Himmel fahren.“(Der Spiegel) UFA-Stern, UT-Kinocenter, Marktplatz Westerstede
Kolya Tschechien/Großbritannien 1996, R: Jan Sverak, D: Zdenek Sverak, Andrej Chalimon
„Garantiert überlegen in Hollywood schon etliche Produzenten fieberhaft, welchen ergrauten Superstar – Robert Redford? Jack Nicholson? – sie für ein Remake von „Kolya“begeistern könnten. Gefragt, worum es in der oscar-prämierten Tragikomödie aus Tschechien eigentlich geht, würden sie dann vermutlich im typisch knappen Hollywood-Jargon antworten: „Green Card“meets „Kramer gegen Kramer“. Der wegen politischer Mißliebigkeit kaltgestellte Prager Cellist Frantisek läßt sich auf eine Scheinehe mit einer Russin ein. Als seine Gatin in die BRD rübermacht, hat der Kinderhasser und notorische Casanova plötzlich ihren fünfjährigen Sohn Kolya am Hals. Die Tränendrüse wird nicht strapaziert, dennoch trifft der Film mitten ins Herz. Ohne billige Effekte und mit viel Humor. Ein echtes Juwel.“(Cinema) Schauburg, Casablanca (Ol)
Krümel im Chaos Dänemark 1992, R: Sven Methling
Kinderfilm über die Abenteuer des elfjährigen Matz „Krümel“Krümelburg, der sich nicht nur mit seiner heftigst pubertierenden Schwester und seinem kleinen Bruder herumärgern muß, sondern auch noch ein großes Weihnachtsfest im neuen Haus der Familie im sehr schön anzusehenden Chaos versinken läßt. (hip) Gondel
L
Das Leben ist eine Baustelle Deutschland 1996, R: Wolfgang Becker, D: Jürgen Vogel, Christiane Paul
„Der eine hat schon mal bessere Zeiten gesehen, dem anderen sind noch nicht einmal die guten Zeiten begegnet. Buddy und Jan werden durch die kreisenden Bewegungen zusammengeführt, die die Menschen in der Stadt durchquirlen. Aus lauter kleinen Beobachtungen, mit Einschüssen von Witz und Horror, die das Leben ja auch bereithält, setzt sich Beckers Kaleidoskop einer Großstadt zusammen, das nicht ganz dem Lackbild der offiziellen Fremdenverkehrswerbung entspricht. Mit einem unaufdringlich eindrucksvollen Jürgen Vogel ist Becker ein aktueller Zeitfilm von Witz und Wahrhaftigkeit gelungen. Und mit ein paar Bildern vom Buddelplatz Berlin, die haften bleiben: Juten Morjen, Tristesse!“(Berliner Morgenpost) City, Solitaire (Westerstede)
Ein Licht in meinem Herzen USA 1997, R: Nick Cassavetes, D: Gena Rowlands, Marisa Tomei, Gerard Depardieu
„Was tut eine verwitwete Mutter, wenn ihre Kinder erwachsen sind und das Elternhaus verlassen haben? Zum Beispiel die unausgegorenen jungen Nachbarn kennenlernen und auf deren kleinen Sohn aufpassen oder nach langer Zeit wieder einmal ausgehen und sich beim Flirten etwas blöd vorkommen. Inmitten von erfreulichen Ereignissen empfindet sie aber auch ganz unvermittelt den leisen Schmerz des Nicht-mehr-gebraucht-Werdens. Nick Cassavetes, der Sohn des verstorbenen John Cassavetes, hat mit seinem Debüt eine schlichte Alltagsgeschichte gewagt, die zu berühren vermag.“(tip) Gondel
M
Marvins Töchter USA 1996, R: Jery Zaks, D: Meryl Streep, Leonardo DiCaprio, Dianne Keaton, Robert De Niro
„Was auch immer Sie sonst über dieses aus dem Herzen gefühlte Drama denken, man kann nicht verleugnen, daß es ein schweres Pillen-Bombardement ist. Fast jeder in diesem Film scheint krank zu sein, aber er gehört trotzdem zu der Gattung, in der die Menschen am meisten Hilfe brauchen, die einen heilen Körper, aber eine gepeinigte Seele haben. Zaks Film wirkt wie ein Stück besseres Fernsehdrama. Es ist ein Heilungs- und Vergebungspaket, und das eine Element, das es so massiv und starr erscheinen läßt, ist die schwergewichtige Besetzung. Wenn man Robert De Niro dazu bewegen kann, dem verwirrten Mediziner Dr. Wally einen komischen Dreh zu geben, kann man zumindest die Illusion von Substanz garantieren. Tatsächlich gibt es hier solch eine große Dosis von Schauspielerei, die aus jeder Ecke herunterregnet, daß ich den leichten Impuls verspürte, davor in Deckung zu gehen. Keaton und Streep sind bewährte Opponentinnen, und sie spielen hier über fünf Sets: Streep spult mit stählernem Herzen und kettenrauchend eine ihrer Spezialnummern als Allerweltsperson ab, und Keatons Verkörperung des sackenden mittleren Lebensabschnitts fehlen das Makeup, die Eitelkeit und all die traditionellen Verschönerungen einer Hauptrolle. Sie ist so selbstlos, daß man kaum noch weiß, wo man hinsehen soll.“(The New Yorker) Atlantis, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
Matusalem – Der Fluch des Piraten Kanada 1993, R: Roger Cantin, D: Marc Labreche, Emile Proux-Cloutier
„Unter den Kinderfilmen von heute ist das kanadische Fantasy-Abenteuer „Matusalem“noch am ehesten eine Nachahmung von Hollywood-Vorbildern. Dort stand eindeutig Robert Zemeckis „Zurück in die Zukunft“-Serie Pate, zum Beispiel wenn die Kinder von heute die Piraten des 18. Jahrhunderts mit Rockmusik erschrecken.“(epd-Film) Atlantis
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Der Polygraph Kanada/Frankreich/Deutschland 1996, R: Robert Lepage, D: Marie Brassard, Michael MacKenzie, Maria de Medeiros
„In seinem zweiten Film setzt der renommierte Theaterregisseur Robert Lepage das Vexierspiel seines Erstlings „Confessional“auf einer höheren Ebene fort. Die Verfilmung eines ungeklärten Mordfalles wird zur Selbsttherapie (für die der Tat ebenfalls verdächtigte Regisseurin), zur totalen Verunsicherung (für die Darstellerin des Opfers) und zur Flucht vor der Erkenntnis (bei ihrem Nachbarn, ebenfalls ein Tatverdächtiger). Am Ende ist es nicht der titelgebende Lügendetektor, der die Wahrheit ans Licht bringt in diesem Film, der einige seiner Geheimnisse zu wahren weiß.“(tip) Cinema
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Das Relikt USA 1996, R: Peter Hyams, D: Penelope Ann Miller, Tom Sizemore
„Mögen Sie Actionhorror pur? Monster-Movies wie „Der Blob“, „Tremors“oder „Aliens“? Dann sitzen Sie im „Relikt“hundertprozentig in der ersten Reihe. Für Schocks und Schauer, Splatter und Spannung sorgt hier eine blutrünstige Schleimkreatur, die sich im morbiden Naturkundemuseum von Chicago eingenistet hat, dort ihr Unwesen treibt und erstmal einem Nachtwächter den Kopf abbeißt. Der Genre-Spezialist vom Dienst, Peter Hyams, haut effektvoll auf den Putz und läßt einen furchteinflößenden Labyrinthgrusler der alten Schule von der Leine: Dunkle Gänge, dunkle Räume, dunkle Ecken und hinter jeder Tür wartet eine Schreckenssekunde auf die Helden und auf uns.“(Bremer) UFA-Stern
Rennschwein Rudi Rüssel Deutschland 1994, R: Peter Timm, D: Ulrich Mühe, Iris Berben, Karl Lieffen
„Zuppi Gützkow, ganze neun Jahre alt, gewinnt dem Hauptpreis auf einem Feuerwehrfest: ein quitschfideles Ferkel. Rudi Rüssel, wie die Kinder den rosa Vierbeiner getauft haben, ist schließlich der Grund dafür, daß die Familie ihre Wohnung verliert. Aber natürlich wäre dies keine Familienkomödie, wenn sich nicht alles in rosa Wohlgefallen auflösen würde. Regisseur Peter Timm („Go, Trabi, Go“) gelingt erneut das Kunststück, banale Witze zu reißen, ohne dabei peinlich klamaukig zu sein.“(TV-Spielfilm) UFA-Palast
Rossini Deutschland 1996, R: Helmut Dietl, D: Mario Adorf, Veronika Ferres, Götz George, Heiner Lauterbach
„In der Art, wie Dietl sich und seinesgleichen mutwillig dem Komödiengelächter preisgibt, trifft sich äußerste Koketterie mit äußerster Ehrlichkeit – erlaubt ist das nur und gelingt nur, weil Dietl so alles umarmend in sein Werk verliebt ist, verliebt in die Sprache, in die Schauspieler, in die Komödienkunst. Seht her: Da gibt es eine kleine Gesellschaft kennenzulernen, von der man nicht sagen kann, daß sie über sich selbst hinaus etwas bedeute. Wenn dieses Schwabing nicht die Welt ist, gibt es überhaupt keine.“(Der Spiegel) UT-Kinocenter, Solitaire (Westerstede)
S
Die Schwanenprinzessin USA 1994, R: Richard Rich
„Als wahrer Zuckerbäcker erweist sich Richard Rich in seinem ersten langen Zeichentrickfilm. Bei der Erzählung einer fantastischen Liebesgeschichte von der verzauberten Prinzessin, die nur von dem geliebten Prinzen befreit werden kann, wagt er sich bis an die Grenzen des guten Geschmacks vor. Das Ergebnis dieser gekonnten Gratwanderung ist ein rührendes Märchen mit allem, was dazugehört.“(tip) Schauburg
Die Schwanenprinzessin und das Geheimnis des Schlosses USA 1997, R: Richard Rich
„Ein Frosch, eine Prinzessin, ein Prinz – ein Papageientaucher? Gut, hier weichen die Macher dieses Zeichentrickmärchens ein wenig vom üblichen „Personal“ab, aber sonst ist alles da: Ein böser Zauberer mit Namen Clavius, eine entführte Königin, eine geheimnisvolle Zauberkugel, die gewaltige Kräfte verleiht, und natürlich ein Geheimnis, das es zu lösen gilt... Regisseur Richard Rich hat sich jahrelang bei Disney angesehen, wie's gemacht wird.“(TV-Spielfilm) City
Sense and Sensibility Großbritannien 1995, R: Ang Lee, D: Emma Thompson, Kate Winslet, Hugh Grant / Originalfassung mit Untertiteln
Was der taiwanesischen Regisseur Ang Lee aus dem britischen Klassiker von Jane Austin gemacht hat, ist bewundernswert. Statt aus der episch breiten Story eine flache Ausstattungsorgie a la Merchant/Ivory zu machen, hat Ang Lee soviel Laura-Ashley-Atmosphäre wie nötig und soviel ironische Distanz wie möglich reingesteckt. Wobei Emma Thompson als verstandsgeleitete Elinor um Hugh Grant wirbt und ihre Schwester Marianne (Kate Winslet) sich Hals über Kopf in einen nicht ganz ehrenhaften Beau verliebt. (mu) Kino 46
Singin' in the Rain USA 1952, R: Gene Kelly, Stanley Donen, D: Gene Kelly, Debbie Reynolds, Donald O'Connor / Originalfassung mit Untertiteln
„Eine der größten Freuden des Kinos, das ultimative Musical für alle Liebhaber des Mediums Film. Die wahrhaft innovativen Regisseure Gene Kelly und Stanley Donen benutzen hier nicht nur die Mittel des Films (Farbe, Licht, Schnitt, Spezialeffekte, Kamerabewegungen und Ton) um die Wirkung der fabelhaften Lieder und Tänze zu steigern. Zudem ist dies auch einer der besten, witzigsten, scharfsichtigsten und informativsten Filme über die Filmindustrie. Die Drehbuchautoren Adolph Green und Betty Comden machen sich wunderbar über einige Hollywood-Typen lustig: Selbstmörderische Stuntmänner, die alles wagen, um zum Film zu kommen; Starlets mit Aspirationen zur ernsthaften Schauspielkunst, die aus Sahnetorten springen, um nur auch zum Showbusiness zu gehören; knallharte Regisseure, die sich beim Drehen wie auf dem Schlachtfeld aufführen, und dumme, eingebildete Schauspielerinnen, die selber glauben, was in der Presse über sie geschrieben wird. Unter den unvergeßlichen Höhepunkten gibt es eine Szene, in der die Filmhelden auf den Möbeln tanzen; in einer andern läuft Donald O'Connor die Wände hoch. Und schließlich ist da noch die Titelnummer, in der Kelly glücklich durch Pfützen tanzt (wer von uns hat ihn nicht schon mal in einer regnerischen Nacht kopiert?), mit dem schönsten Moment des Films, in dem die Kamera direkt über Kellys strahlendes Gesicht zu einer Nahaufnahme schwingt, gerade wenn er „There's a smile on my face“singt.“(Danny Peary) Open Air im Haus am Walde
Speed 2 USA 1997, R: Jan De Bont, D: Sandra Bullock, Jason Patrick, Willem Dafoe
„Wie erfrischend sauste doch in die dröge Kinosaison 1994 „Speed“hinein: Ein Action-Thriller von schnörkelloser Eleganz, klar, scharf, plausibel. Und dazu das ansteckemd meckernde Lachen von Sandra Bullock! Die Fortsetzung mag wegen des Erfolges unvermeidlich gewesen sein, doch sie muß ohne den Herzbuben Keanu Reeves auskommen und auch ohne den cleveren Autor Graham Yost. So hat Regisseur Jan De Bont selbst eine neue Story ausgeheckt, die als Super-Bomben-Leger, o je, o je, wieder mal einen größenwahnsinnigen Computerfreak aufbietet und als Schauplatz einen Kreuzfahrtdampfer. Da es von der Höhe der Kommandobrücke bis hinab in die Eingeweide der Maschinerie furchtbar viel herumzuhebeln gibt, kommt bald der Überblick abhanden. Verlaß ist allein auf das diabolische Zähneblecken des Starschurken Willem Dafoe und natürlich auf Sandra Bullocks vergnügtes Meckern.“(Der Spiegel) Europa, Ufa-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)
Susi und Strolch USA 1955, R: Hamilton Luske, Glyde Geronimi, Wilfried Jackson
„Eine verwöhnte Cockerdame verliebt sich in einen sympathischen Straßenköter, Gefühl- und humorvolle Hundeabenteuer in einem Zeichentrickfilm Walt Disneys, der den Tieren rein menschliche Eigenschaften und Reaktionen unterstellt. Liebenswürdige Unterhaltung für Jung und Alt.“(Lexikon d. Intern. Films) UT-Kinocenter, UFA-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
T
Tage wie dieser... USA 1996, R: Michael Hoffman, D: Michelle Pfeiffer, George Clooney
„In dieser gefälligen, wenn auch etwas zu lange köchelnden romantischen Komödie treffen sich die beiden gehetzten alleinerziehenden Eltern George Clooney und Michelle Pfeiffer an dem nervigsten Tag ihres Lebens. Er ist Journalist bei einer Boulevardzeitung, sie ist Architektin. Beide haben zu viel zu tun und niemanden, der für diesen Tag auf ihre Kinder aufpasst. Obwohl sie sich auf den ersten Blick nicht leiden können, einigen sie sich nach einigem Zögern darauf, für diesen Tag die Elternpflichten zu teilen. Pfeiffers Sohn und Clooneys Tochter haben aber ihre eigenen Pläne und spielen ihren Eltern einen Streich nach dem anderen. Bei den komischen Streitigkeiten versuchen die beiden Stars sich gegenseitig auf bewunderswertem Niveau die Show zu stehlen. Aber leider dauert es eine kleine Ewigkeit bis zu dem Kuß, der sie zusammenbringt.“(International Herald Tribune) UT-Kinocenter, Originalfassung ohne Untertitel im UFA-Palast
W
Wigstock – the Movie USA 1995, R: Barry Shils / Originalfassung mit Untertiteln
„In diesem Dokumentarfilm wirft Barry Shils einen Blick hinter die Kulissen des Festes der Drag-Queens, Transvestiten, Transsexuellen und Schwulen. Gewichtiger Glamour kommt auf, wenn Lady Bunny, die Organisatorin des haarigen Festivals, die Szene betritt. Gegen dieses Energiebündel hat selbst Liz Taylor die Ausstrahlung einer biederen Hausfrau. Überhaupt sind Drag-Queens mit ihrer Inszenierung als wandelnde Gesamtkunstwerke die Diven unserer Zeit. Doch Shils hat mehr als attraktive Schauwerte zu bieten. Es geht ebenso um den Spaß und die Philosophie der Verkleidung. Für manche Befragte ist Wigstock ein großartiger Maskenball, andere finden erst in Frauenkleidern zu ihrer wahren Identität. In den Songs und perfekt ausgetüftelten Bühnenshows sprechen die Drag-Queens von ihren Sehnsüchten und Lüsten. Ein Schein, der nicht übertüncht, sondern entwaffnend ehrlich vom Riß in der Existenz erzählt.“(tip) Kino 46
Wilde Kreaturen USA 1996, R: Robert Young, Fred Schepisi, D: John Cleese. Jamie Lee Curtis, Kevin Kline, Michael Palin
„Es gibt wenig zu lachen in „Wilde Kreaturen“, dem chaotischen, freudlosen Nachfolgefilm von „Ein Fisch names Wanda“. Kevin Kline gibt hier gleich zwei schlechte Vorstellungen: Als ein skrupelloser australischer Industiemagnat und sein amoralischer Sohn, der Vizedirektor eines kleinen britischen Zoos wird, den sein Daddy gekauft hat. Jamie Lee Curtis und John Cleese stehen ihm mit ähnlich enttäuschenden Leistungen zur Seite. Als Zoodirektor, der glaubt, er könne den Profit erhöhen, indem er einfach alle zahmen Tiere aus dem Zoo wirft, läßt Cleese seinen Hotelmanager aus der TV-Serie „Fawlty Towers“wieder auferstehen. Die scheinbar ohne jede Führung vom Regisseur agierende Curtis ist eine amerikanische Geschäftsfrau mit dem Auftrag, Cleese auf Trab zu bringen. Die konfuse Geschichte, in deren Mittelpunkt eine Schlacht zwischen knuddeligen Tierhütern und knuddeligen Tieren steht, erinnert an die verstaubten englischen Komödien der 50er Jahre. Die ständigen Witze über Brüste, Fürze und Orgien sind etwa so witzig wie offene Entzündungen.“(The Observer) City, Ufa-Stern, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)
William Shakespeares Romeo & Julia USA 1996, R: Baz Luhrmann, D: Leonardo DiCaprio, Claire Danes
„Kinder reicher Eltern, die in großen Schlitten durch die Gegend fahren und sich kleine Schießereien liefern: Wie bei der zufälligen Begegnung an der Tankstelle, die dann in Flammen aufgeht – Auftakt für „William Shakesspeare's Romeo & Julia“, der selbstverständlich keinen klassischen Theaterfilm abgibt. Regisseur Baz Luhrmann spielt ironisch mit Versatzstücken aus der elisabethanischen wie der heutigen Zeit. Die Geschichte von Romeo und Julia wird von einer farbigen Ansagerin im Fernsehen präsentiert, wo – und das ist überhaupt der Clou des ganzen Films – allerdings Original-Shakespeare gesprochen wird. Luhrmanns Film ist eine echte Teenage-opera, unglaublich romantisch und tragisch zugleich, unterstrichen von einer Musik, die den Film stellenweise wie ein Musical erscheinen und seine Bilder grell explodieren läßt. Ausgesprochen sympathisch und natürlich herzergreifend.“(taz) UT-Kinocenter
Das Wissen vom Heilen Schweiz 1996, R: Franz Reichle
„Auf den Spuren des so runzligen wie sympathischen Leibarztes des Dalai Lama, Dr. Tenzin Choedrak, begibt man sich in die Sprechstunde eines buddhistischen Klosters, macht sich mit anderen, umfassenden Auffassungen von Gesundheit und Krankheit vertraut, blättert in uralten Schriftrollen, verfolgt die komplizierte Herstellung der Arzneien vom Klassifizieren der Pflanzen bis zum Verpacken per Hand. Neben erstaunlichen Krankengeschichten, die Reichles Dokumentarfilm über Monate verfolgt, verblüfft vor allem das sachliche Selbstverständnis, mit dem tibetanische Ärzte Wissenschaft, Philosphie und jahrtausendealte Tradition verbinden.“(Tip) Cinema
Z
Zeus und Roxanne USA 1996, R: George Miller, D: Steve Guttenberg, Kathleen Quinlan, Miko Hughes
„Daß Hollywood schon seit geraumer Zeit auf den Hund gekommen ist, ist ja nichts neues. Auch Delphine sind ein alter Hut. Doch daß ein Hund namens Zeus und ein Delphin namens Roxanne gemeinsame Sache machen und sogar miteinander knutschen, das gab es noch nicht. Das Rezept ist wie immer, wenn es in der Traumfabrik tierisch zugeht, simpel: Man nehme einen süß kläffenden Köter, einen putzig schnatternden Delphin, ein paar zweibeinige Wasserträger und fertig ist das Schnellgericht für schlichte Gemüter.“(Bremer) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
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