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: Eitle Werbeaktion

„Nachrichten: Das schnellste Gewerbe der Welt“, Do., arte

Die Programmzeitschriften verzeichneten einen anderen Ablauf. Demzufolge sollte auf Stefan Austs „Gastkommentar“ – ein leicht ironischer Beitrag auf Metaebene – die US-Dokumentation „Feed“ folgen, die mit vielsagenden Outtakes die gesiebten Fernsehbilder über den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf konterkariert. Anstelle der heiteren Politikerdemaskierung eröffnete aber die Reportage „,Heute‘ – Nachrichten rund um die Uhr“ den Themenabend über die verfallsträchtige Ware Nachricht. Dieses Sujet jedoch wurde zurückgestellt zugunsten einer eitlen Selbstdarstellung in Industriefilmmanier.

Selbstlos geben sich die ZDF- Mitarbeiter ihrer Aufgabe hin, der Welt Kunde zu bringen von den aktuellsten Entwicklungen in den eigenen und fernen Landen. Manche stehen dafür sogar nachts auf. Andere, Wolf von Lojewski beispielsweise, quälen sich durch langwierige Sitzungen, wenn sie sich nicht schweren Schrittes durch die Korridore der Mainzer ZDF-Trutzburg schleppen. Immerhin öffnen sich dort die Türen automatisch, welch eine Erleichterung für derart beanspruchte Redakteure, die die Nachrichtenmaschinerie befeuern, redlich unterstützt von sturmfesten StudioredakteurInnen, unerschrockenen AuslandskorrespondentInnen und hochmoderner Technik. So kann es denn geschehen, daß – O-Ton – „im Dickicht der privaten Anbieter“ selbst die kleine tapfere Nachrichtenredaktion des ZDF noch Gehör findet.

Der nachfolgende Bericht über die Nachrichtenagentur Reuters verfehlte sein Thema um einige Grade, brachte aber immerhin beiläufig ein paar heikle Punkte zur Sprache, den Eurozentrismus der großen Agenturen beispielsweise, der von Ländern der Dritten Welt moniert wird. Hier hätte sich ein Anlaß geboten zur Erörterung jenes grundsätzlichen Problems dieser Branche, daß nämlich keine Nachrichtensendung objektiv und umfassend, sondern immer nur eine Art Ausschnittdienst sein kann. Zumindest dies einmal ausführlich darzulegen, hätte einer Institution wie arte besser angestanden als das nachgerade lachhafte Selbstporträt der Nachrichtenredaktion eines zuliefernden Senders. Vielleicht hätte man Stefan Aust nicht um einen Gastkommentar, sondern um eine Wallraff-Nummer bitten sollen – Arbeitstitel: „Der Mann, der im ZDF war“ beispielsweise. Harald Keller