: Umweltschutz fängt beim Essen an
■ Seit dreizehn Jahren expandiert die Genossenschaft Tagwerk, indem sie Ökokost aus der Region vermarktet
Freiburg (taz) – „Ökologie ins Leben umsetzen“, so lautet das Ziel der Erzeuger-Verbraucher- Genossenschaft Tagwerk. Konkret fördert Tagwerk durch den Vertrieb von Gemüse, Wurst, Käse und Getreide die Ökolandwirtschaft, regionales Wirtschaften und den Erhalt traditioneller Berufe. Für das breite Sortiment an leckeren Wurstsorten erhielt die in Dorfen bei München ansässige Genossenschaft schon eine Gourmet-Auszeichnung.
Gegründet wurde Tagwerk vor dreizehn Jahren. Mit acht Naturkostläden und Ständen an zehn Markttagen in und um München gehört es zu den großen und erfolgreichen Erzeuger-Verbraucher- Gemeinschaften der Bundesrepublik. Die ersten Mitglieder waren Naturschützer aus der Region. „Die Bauern entgegneten auf Kritik gegen den Einsatz von Pestiziden: Wer zahlt und wer nimmt uns die Waren aus kontrolliert ökologischem Anbau ab?“, erzählt Tagwerk-Pionier Rudi Oberpriller. „Wir verstanden uns als Partner der landwirtschaftlichen Erzeuger zur Verwirklichung der ökologischen Idee. Mit Hilfe der Genossenschaft konnten die Bauern voll Vertrauen auf Abnehmer umstellen.“
Die Umsätze von Tagwerk stiegen jährlich um 300.000 bis 400.000 Mark. Im Jahre 1996 setzte die Genossenschaft rund vier Millionen Mark um. Heute umfaßt sie 650 Mitglieder, überwiegend Verbraucher aus der Region und Ökobauern.
Wichtig ist vor allem das Engagement der Beschäftigten für den Absatz. Weil hier Leute hinter dem Tresen stehen, die von den Produkten überzeugt sind, gewinnen sie immer mehr Kunden – Motto: „Beim Essen und Trinken fängt der Umweltschutz an.“
Das Unternehmen beschäftigt zur Zeit 48 Personen, davon 46 in Teilzeitarbeit. Drei Viertel von ihnen halten Genossenschaftsanteile. Einmal im Monat findet ein Mitarbeitertreffen statt. Die zentralen Entscheidungen des Unternehmens werden gemeinsam von Vorstand und Aufsichtsrat getroffen. Sechs Aufsichtsräte kommen aus den Läden, arbeiten also auch im Unternehmen mit. Der Aufsichtsrat wird jedes Jahr zu einem Drittel neu gewählt, der Vorstand jährlich komplett neu.
Von anderen Betrieben unterscheidet sich Tagwerk dadurch, daß vieles in der Freizeit gemacht wird. Außerdem werden die einzelnen Läden autonom geführt. Jeder Laden kann bei den eigenen Bauern einkaufen. Regionalität ist also selbst innerhalb von Tagwerk festes Prinzip. „Das hat allerdings Grenzen“, betont Oberpriller. „Die Kunden wollen nicht immer nur die gleiche Wurst oder den gleichen Käse essen.“ Deshalb wird das Angebot in den Läden um Produkte von außerhalb der Region ergänzt.
Tagwerk arbeitet mit Bioland zusammen: Überregional werden die Produkte unter dem Bioland- Label vertrieben, während die Produkte der angeschlossenen sechs Bäckereien und drei Metzgereien vor Ort vorrangig das Tagwerk- Zeichen tragen. In der Region selbst existiert kein Unternehmen, das etwas Ähnliches praktiziert. Burghard Flieger
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen