■ Im Freibad, im Bett und am Grill: die miesesten Tricks unserer Langfinger: Vorsicht, Torte!
Aufgepaßt, werte Leser, der Sommer ist ausgebrochen, die Zeit der Trickräuber und Groschengauner! Da heißt es: Obacht! Vorsicht! Verschärfte Andacht! Denn die „Hochkonjunktur für Taschendiebe“ (Bild) läuft jetzt, da sich der holzkohlebetriebene, glühende Erdbestrahler am Firmament für ein paar Tage festzusetzen scheint, auf Hochtouren, läuft gewissermaßen sogar „heiß“: In Deutschlands Fußgängerzonen und Schwimmbädern surren Schwärme schwärzester Schafe umher, die sich wie die Wespen vermehren und zuschlagen wie die Stechfliegen. Nur daß Sie, lieber Leser und beklagenswertes Opfer, vom Stich nichts merken!! Tückisch!
Also: Ständige Eigentaschenselbstkontrolle lautet das erste Gebot der Stunde, sonst sind Sie dran. Daran erinnert uns dieser Tage ein Vorfall, über den Bild Frankfurt berichtete: „Nichts ist mehr heilig! Pater in der Kirche beklaut“, und zwar von einem Duo raffinierter Trickdiebe „aus Südosteuropa“, einer „Frau Langfinger“ plus Komplizin: „Sie betete in der letzten Reihe“, während Pater W. Lange, der ehrlichen Erwerb einiger Gebetshefte intendierte, von einer geschäftigen Pseudogebetshefteverkäuferin in Diskurse verstrickt, mit „Gesten“ überhäuft, Entschuldigungen abgelenkt und um 250 Mark – wie man sagt – „erleichtert“ wurde.
Die Pickpocket-Kriminologie hat herausgefunden, daß unsere Diebe „immer dreister, immer ausgeklügelter“ vorgehen. Jederzeit und an jedem Ort haben sie locker mehrere Griffe in eine prall gefüllte „Trickkiste“ parat. Bild dokumentierte kürzlich vier „Tricks“, den Automaten-Trick, den Wechsel-Trick, den Flecken- Trick und den Freude-Trick: „,Mein Gott, lange nicht mehr gesehen.‘ Der Dieb wirbelt das Opfer vor Begeisterung in die Luft, tastet dabei nach dem Geld. Anschließend Entschuldigung: War eine Verwechslung.“ Wir beschreiben sieben weitere miese Tricks.
1) Handtuch-Trick: Freibad. Sie legen auf der Wiese. Jemand kommt triefend auf Sie zu. „Scheiß, ich hab' mein Handtuch vergessen. Haben Sie eines dabei?“ – „Klar, im Spind. Hier ist mein Schlüssel.“ Der Dieb geht zum Spind, Schmuck und Buskarte sind verschwunden.
2) Eiscreme-Trick: Der Dieb setzt sich in einer Eisdiele an den Nebentisch. Löffelt seinen Eisbecher mit viel Sahne. Plötzlich katapultiert er Ihnen einen Löffel Schlagrahm wie mit einer Steinschleuder gepfeffert mitten ins Gesicht. Während Sie sich die Augen reiben, greift er in Ihre Taschen. Hinterher Entschuldigung.
3) Jubel-Trick: Am Spielfeldrand stehen Sie und Ihre Familie dicht gedrängt. Plötzlich fällt ein Tor, der Dieb fällt von hinten halb auf Sie drauf. Während Sie sich winden und zu befreien versuchen, „befreit“ er ihre Handtasche von Schecks, Münzen, Scheinen, Erfrischungstüchern und Autoschlüsseln. Das Taxi nach Hause können Sie auch nicht mehr bezahlen.
4) Kombinierter Fußgängerzonen-Brunnen-Trick: Ihre Füße sind wund, heiß, aufgequollen. Sie setzen sich auf den Rand eines Brunnens, ziehen Ihre Schuhe aus und baumeln mit den Beinen. Der Dieb fragt: „Haben Sie eine Zigarette?“ Geld weg. (Schuhe vielleicht auch.)
5) Schwarzwälderkirsch-Trick: Schönes Wetter, heißer Kaffee, fette Torte. Angeregte Unterhaltung, die ganze Verwandtschaft ist da. Schulterklopfen, Umarmungen, der Dieb grapscht dabei nach Ihrem Geld. Keiner merkt's. Erst viel später kommt die Enttäuschung doppelt groß: „Ein Dieb in unserer Familie?“
6) Sexualitäts-Trick: Der Partner/die Partnerin kramt „währenddessen“ im Münzfach. Flinke Finger fangen alle Scheine ein.
7) Grill-Trick: Der Dieb stellt sich in die Nähe des Grills und beobachtet, was gegrillt wird. Bei Gelegenheit entreißt er dem Opfer die Börse.
Nun sind Sie gewarnt. Sagen Sie hinterher nicht, Sie hätten's nicht gelesen. Jürgen Roth
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