piwik no script img

Vom Hof direkt auf den Tisch

■ 650 Bauern im Weser-Ems-Gebiet verkaufen ihre Produkte frei Haus

„Von der Bäuerin, die Kartoffeln und selbstgemachte Marmelade direkt an der Straße verkauft, bis hin zum halben Supermarkt auf dem Hof-Direktvermarkter gibt es viele, und jeder betreibt seine Geschäfte auf seine Art“. Sabine Hoppe von der Landwirtschaftskammer Weser-Ems ist zuständig für den Bereich Direktvermarktung. Bundesweit sei der bäuerliche Eigenvertrieb im Kommen, sagt sie. Doch nicht nur an die Hausfrau oder an den Hausmann wird die Ware gebracht. Abnehmer sind unter anderem auch gastronomische Betriebe, Bauernmärkte oder der Gemüsehändler um die Ecke.

Etwa zwei Prozent aller Bauern in Niedersachsen sind im Laufe der letzten Jahre dazu übergegangen, ihre Produkte nicht komplett an landwirtschaftliche Genossenschaften oder Großmärkte zu verkaufen. Statt dessen, schätzt Sabine Hoppe, verkaufen allein im Bereich Weser-Ems rund 650 Bauern Obst, Gemüse, Eier, Wurst- und Fleischwaren direkt an den Verbraucher. Die Landwirtschaftskammer Hannover rechnet für ihren Bereich nochmal mit rund 1.000 Landwirten, die als Direktvermarkter eine Marktlücke entdeckt haben. Unterschiedlich ist der Anteil der hofeigenen Vermarktung. „Einige vermarkten beinahe ihre kompletten Erzeugnisse“, sagt Hoppe.

Landwirt Joachim Lüske aus Stapelfeld bei Cloppenburg bewirtschaftet mit seinem Familienbetrieb einen gut 200 Hektar großen Hof. Dort ist Direktvermarktung schon seit dreißig Jahren Tradition. „Am Anfang haben wir nur Kartoffeln und Kohl im Dorf verkauft.“Doch seit ungefähr zwanzig Jahren expandiert das Geschäft. „Wir müssen die Produktpalette ständig erweitern.“Heute verkauft Lüske nicht nur alles, was die Felder hergeben. Im Angebot hat er auch Südfrüchte, Vollkornnudeln, Schnittblumen und Topfpflanzen. „Die Hausfrau, die bei mir auf dem Hof einkauft, soll schließlich für ihr Mittagessen nicht auch noch in den Supermarkt gehen müssen.“

Außerdem verkauft Lüske Gemüse und Obst an die umliegende Gastronomie und beliefert Großverbraucher. „Die wissen die Frische zu schätzen. Schließlich ernten wir hier auf dem Hof nur auf direkte Bestellung – bei uns liegt das Gemüse nicht erst lange in der Kühltheke“, wirbt der Landwirt.

Tatsächlich geben die Verbraucher direktvertriebenen Produkten wegen der Frische immer öfter den Vorzug. „Aber“, räumt Lüske ein, „auch das Preis- Leistungs-Verhältnis ist für den Kunden so gerade noch in Ordnung. Bei uns ist es zwar etwas teurer, aber wenigstens weiß der Kunde, was bei ihm auf dem Teller landet.“Um den Kundenstamm zu halten, muß man aber um jeden einzelnen kämpfen.

In jüngster Zeit sei allerdings ein regelrechter Preiskrieg unter den bäuerlichen Direktvermarktern entbrannt. Immer mehr Anbieter können ihre Preise nicht halten. „Die hauen sich die Preise untereinander regelrecht um die Ohren“, sagt Lüske. Er setzt mit marktstrategischen Mitteln dagegen: „Das Ambiente muß stimmen. Man braucht einen schicken Laden. Und für einen Einzelkämpfer lohnt sich das Geschäft nicht mehr.“

Diese Erfahrung hat Monika Jöllenbeck aus Suttorf bei Melle bereits gemacht. Mit „Monis Kräutergarten“hatte sie sich einen Lebenstraum erfüllt. Inzwischen hat sie den Verkauf ab Hof aber wieder eingestellt: „Schon die Verpackung war zu teuer.“

dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen