: Brav spuren die Bezirke
■ Sozialbehörde: Für sozial Schwache gibt's nur noch kleine und alte Wohnungen
Die Bezirke spuren. Für Sozialhilfeempfänger solle es aus Kostengründen ab sofort nur noch kleine, alte, öffentlich geförderte Wohnungen geben, hat die Sozialbehörde die Bezirke ermahnt. Jawohl, geloben die jetzt, die Standards der städtischen Wohnraumversorgung abzusenken.
Zwar sei das Rundschreiben „keine fachliche Weisung, aber verbindlich“, so Bergedorfs Sozialamtsleiterin Inge Alter. Und Sozialamtschef Bobke aus Mitte verrät, daß in der Praxis jetzt „der Sachbearbeiter mit dem Sozialhilfeempfänger diskutiert“, welche Wohnung die Stadt noch zu finanzieren gewillt ist. Wieviele bereits auf der Straße landeten, weil die gewünschte Wohnung zu groß oder zu teuer war, „möchte ich nicht sagen“.
Im Sozialamt Harburg findet man die Anweisung „nachvollziehbar“: „Oft möchten Ein-Personen-Haushalte in größere Wohnungen mit unverhältnismäßig hoher Miete ziehen“, erzählt Elke Tangermann. Dem müsse ein Riegel vorgeschoben werden. „Wir gucken jetzt mehr als sonst.“In Harburg sei es „kein Problem, eine preisgünstige Wohnung zu bekommen“. Nur für „größere Familien“sei es „schwierig“. Bisher zeichneten die Bezirke in solchen Fällen oft Anteile für Genossenschaftswohnungen – für kinderreiche Familien oft der einzige Weg, auf dem engen Markt der bezahlbaren Wohnungen fündig zu werden. Doch Harburg will diese Praxis – wie Nord – einstellen. Tangermann: „Ein normaler Haushalt kann sich das auch nicht leisten.“
Daß Sozialhilfeempfänger keinen Anspruch mehr auf Neubauten haben, stößt auf wenig Kritik. Wer dann die 5.700 Wohnungen im Neubaugebiet Neu-Allermöhe-West – überwiegend Sozialwohnungen – beziehen soll, bleibt ein Rätsel: „Naja“, windet sich Alter, „da machen wir Ausnahmen“.
Passiven Widerstand leistet dagegen Altona: „Wir“, stellt Sozialamts-Vize Uwe Starkjohann klar, „wir warten auf die fachliche Weisung. Hier ist alles beim Alten.“ hh
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