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■ ScheibengerichtNatacha Atlas

Halim (Mantra/Rough Trade)

Ornament und Versprechen: Natacha Atlas, die Mata Hari der britischen Clubszene, wird den meisten als orientalisches Aushängeschild der Ethno-Dub-Combo Transglobal Underground im Gedächtnis sein. Doch erst in ihren Solo-Ausflügen entfalten sich ihre Möglichkeiten zum vollen Ausdruck. Natacha Atlas, deren Stammbaum über verschiedene Umwege in den Nahen Osten weist und die im maghrebinischen Viertel Brüssels aufwuchs, um später zwischen Belgien und England hin- und herzupendeln, läßt sich nicht gerne auf eine Identität festnageln – zu langweilig. Darum treibt die ehemalige Gelegenheits- Bauchtänzerin die Vermählung von Darbuka und Dub voran und erfindet sich selbst immer wieder neu als eine hybride Kunstfigur, die merklich ins Liztaylorhafte spielt.

Ihr inzwischen zweites Solo-Album zeugt vom Willen, deutlicher als bisher in der arabischen Musikgeschichte Wurzeln zu schlagen, sich als eine Art Umm Kalthum des Techno-Zeitalters zu etablieren – ambitioniert ist sie, keine Frage. „Halim“ ist daher Abdel Halim Hafez gewidmet, einem der großen ägyptischen Chanteure der sechziger Jahre. Trotzdem enthält das Album keine Coverversionen, wie man annehmen könnte. Fast alle Stücke gehen aufs Konto von Natacha Atlas und Transglobal- Partner Alex Kasiek, sind demnach mehr psychedelischer Orient- Adaption als ägyptischer Schlager- Update. Das aber in höchster Vollendung: Weit mehr als simpler Club-Beat in orientalischen Schleiern, klingt das mit vollem Orchester in Ägypten eingespielte Werk im besten Sinne klassisch, besser: klassisch nachempfunden. Weil Natacha Atlas es glänzend versteht, Melodrama und Mysterium in der richtigen Dosierung zu mischen, errichtet sie eine Aura der weltfernen Entrücktheit um ihre Musik, wie man es bisher nur von Bryan Ferry kannte. „Halim“ ist ein arabisches Avalon.

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