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Odertraumbild

■ Als Schlachtenmaler am großen Fluß. Eine Zeitspiegelung zum Sinken der Flut

Vor wenigen Tagen träumte mir, daß ich an einem Geschehen teilhatte, das in eigenwilligster Weise zugleich im Jahr 1997 wie 1945 stattfand. Der Feind stand im Osten und drohte unsere Grenzen zu überfluten, wohin man mich als Schlachtenmaler berufen hatte. Ich sollte Bilder der heroischen Schlacht um Hohenwutzen malen und zudem Skizzen der Deichverteidigung anfertigen. Aber der Feind war gnadenlos und blies schon zur zweiten Offensive. Im Handstreich eroberte er mehrere kleine Dörfer, obwohl unsere Sikorsky-Hubschrauber unermüdlich Sandsack für Sandsack in die Schlacht und die mürben Deiche warfen. In dieser Situation tauchte unser oberster Feldherr auf, brachte aufmunternde Worte und eine Büchse voll Sand mit. In seinem Gefolge verkaufte jemand Gummistiefel von Deichmann.

Ich malte gerade fleißig an einem Ölbild der Verteidigungslinie, als das Kommando des Deichgrafen uns alle aus der gefährdeten Zone hinter den Schutzwall beorderte. Der wäßrige Feind durchbrach nun an vielen Stellen die Front. Doch fielen ihm unsere heldenhaften Pioniere in Deichmann- Stiefeln in den Rücken und verdrängten die feindliche Übermacht mit Millionen von Sandsäcken. Mir gelangen während dieser Schlacht einige eindrucksvolle Skizzen, die den Deichgrafen zu Pferde zeigen, wie er immense Wiederaufbauhilfen verspricht, hier ein ertrinkendes Rind rettet und vor allem die Evakuierung von Mensch und Tier organisiert. Das Schlachtfeld der letzten und entscheidenden Deichverteidigung war die Ortschaft Reitwein. Mir gelang dabei ein kurioses Gemälde, das leider im allerletzten Moment ins Wasser fiel. Das war zuviel für mich: Klatschnaß erwachte ich aus meinem Traum, trank erst mal ein Glas Wasser, um den Sandgeschmack im Mund loszuwerden, und zog die Gummistiefel aus, um genüßlich ein Bad zu nehmen. Peter Funken

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