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Hilf dem Volltrottel

■ Bunt und nervig: Im Atlantic wurde das Computerspiel „hitmAn“vorgestellt

Al Baxter ist Musikmanager und ein ziemlicher Volltrottel. Und weil er sich meistens ziemlich dämlich und peinlich benimmt, braucht er einen Helfer mit Verstand, der ihn zum Erfolg führen soll. Die Idee für das Computer-Spiel hitmAn – kämpf dich in die Charts, das am Mittwoch im Atlantik vorgestellt wurde, ist so einfach wie gut. Heute träumen die Kids eben nicht mehr davon, so reich wie Dagobert Duck zu werden, sondern wollen lieber supercool, total gestreßt wirken und erfolgreich in der Musikindustrie arbeiten.

Die hervorragende Qualität der Video-Bilder und der groovige Rocksound der Bands, die Al Baxter betreut, sorgen für einen fetzigen Gesamteindruck des Spiels. Jede einzelne Szene hat durchaus Videoclip-Qualität. Dagegen wirken die Figuren eher wie Karikaturen ihrer selbst. Al's Sekretärin Angie hat pinkfarbenes Haar und ist heimlich verliebt in ihn. Sie ist skurril wie Peg Bundy in jungen Jahren - nur nicht ganz so dumm. Zudem gibt es den klischeehaften Video-Regisseur, der vor lauter Eitelkeit immer nur so rumschwuchtelt; ein Arschloch von Boss macht Al täglich zur Schecke und der total durchgedrehte Tontechniker Bob, quält gerne Musiker und Publikum mit Rückkopplungsgeräuschen.

Das Spiel ist auch für Anfänger leicht bedienbar. Al hat viele schwierige Aufgaben: Er muß die Bands bei Laune halten, seinen Chef beruhigen, sich schlagen lassen und weil Tontechniker Bob gerade mal wieder spinnt, selbst die neue Single abmischen.

Problematisch ist, daß sich Al in vielen Situation unerträglich peinlich benimmt. Der Spieler kann auf die Video-Sequenzen kaum Einfluß nehmen - meistens erst, wenn schon alles verbockt ist.

hitmAn überzeugt optisch und musikalisch - vorausgesetzt der Spieler mag Indipendent-Musik. Doch die zu langen Video-Sequenzen und die Bemühungen um einen hohen Bedienungskomfort schmälern die Handlungsmöglichkeiten und somit auch die Spielfreude. Wer hitmAn einmal richtig durchgespielt hat, wird es so schnell nicht wieder benutzen. Spätestens beim dritten Mal nerven die zwar guten, aber zu langen Videosequenzen.

Oliver Nachtwey

hitmAn, CDV, Karlsruhe

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