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Gesund sein lohnt sich

■ AOK zahlt Beiträge an Mitglieder zurück

Gesundheit bringt Geld – jedenfalls bei der AOK. Die Allgemeinen Ortskrankenkassen in Hamburg und Berlin zahlen in den kommenden fünf Jahren einen Teil der Beiträge an Versicherte zurück, die nicht oder kaum krank waren. So will die Kasse gesunde GutverdienerInnen anlocken. „Uns geht es um eine vernünftige Versichertenstruktur“, sagte Mitarbeiterin Tanja Schilling gestern.

Für 1996 haben sich in Hamburg bereits 70.000 TeilnehmerInnen gemeldet. Momentan wertet die Kasse aus, wer von ihnen wann welchen Arzt besucht hat. „In den kommenden Wochen fangen wir mit den Rückzahlungen an“, sagte ein Sprecher. Höchstens einen Monatsbeitrag, also maximal 867 Mark bekommen die Versicherten zurück.

„Das ist quasi unser Geld“, erboste sich Sylvia Knittel, Sprecherin der Technikerkrankenkasse. Die AOK erhält jährlich mehrere Milliarden aus einem Struktur-Ausgleichstopf, in den vor allem Ersatz- und Betriebskrankenkassen einzahlen. Denn viele der 320.000 Hamburger AOK-Mitglieder verdienen schlecht und zahlen deshalb wenig in die Krankenversicherung ein. „Ein Drittel unserer Einnahmen gehen für den Ausgleichstopf drauf“, sagte Knittel.

Unsozial sei das Modell außerdem, bemängelte Klaus Gollert, Leiter des VDAK (Verband Deutscher Angestellten Krankenkassen). Was die Gesunden nicht brauchen, sollte schließlich den Kranken helfen. „Die werden damit gestraft. Wir lehnen das Modell deshalb ab.“

Auch die Hamburger Innungskrankenkasse (IKK) geißelt die AOK-Idee. „Das ist ist die Abkehr vom Prinzip der solidarischen Krankenversicherung“, erklärte Sprecher Michael Förstermann. Nichtsdestotrotz will der IKK-Vorstand im Herbst beraten, ob die Kasse ein ähnliches Projekt startet.

Judith Weber

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