: Die Nana von St. Pauli
Nun wird er umgestaltet, der Spielbudenplatz: Wochenmarkt, Freilufttheater und eine riesige, begehbare Skulptur sollen ihn zieren ■ Von Heike Haarhoff
Sie seien „weltberühmt“und überdies „äußerst aufreizend“, schwärmte Hamburgs Oberbaudirektor Egbert Kossak (SPD) gestern von den „Nanas“der französischen Künstlerin Niki de Saint Phalle. Bisher aber mußte Kossak nach New York, Jerusalem oder Paris reisen, um die „sehr farbigen“Plastiken aus Gipsbeton zu bewundern. Um so entzückter war der Oberbaudirektor, gestern verkünden zu dürfen, daß Hamburg ab dem kommenden Frühjahr auf dem Spielbudenplatz auf St. Pauli eine eigene begehbare Nana haben wird.
Sie (26 Meter lang, zehn Meter breit, sechs Meter hoch) wird sich dann auf dem östlichen Teil des sandigen Platzes an der Reeperbahn räkeln. Und „dem Spielbudenplatz endlich wieder internationale Ausstrahlung verleihen“, freute sich Corny Littmann, Mitbegründer des Schmidt-Theaters an der Spielbudenstraße, über das Ergebnis des städtischen „Ideenwettbewerbs zur Umgestaltung des Spielbudenplatzes“. An dem hatten sich 63 Einzelpersonen und Gruppen beteiligt. In der begehbaren Skulptur soll es Bars, Cafés oder Ausstellungen geben.
Zu verdanken habe Hamburg die Nana der „Arbeitsgruppe Vivre“(Kultur-Unternehmen für Stadttopographie), erklärte Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow (SPD). „Vivre“ist einer der drei gestern mit je 5000 Mark prämierten Preisträger. Neben der Nana sollen auch die Platz-Ideen der Arbeitsgemeinschaften „Ulrike Pelz, Mathias Eichler, Stefan Kreutz“sowie „Ando Yoo, Klaus Meinhardt“realisiert werden, und zwar als „Mix“: Yoo/Meinhardt schwebt eine „leichte Tragkonstruktion mit flexiblem Wetterschutz“vor – sprich eine Bühne für Veranstaltungen, die notfalls überdacht werden kann. Pelz & Co. wollen den Platz jahreszeitenabhängig als Biergarten, Wochenmarkt oder Anlieger-Treffpunkt nutzen. Die weitere Realisierung klärt ein „Gestal-tungswettbewerb“in diesem Herbst.
Die 14köpfige Jury aus Politik, Verwaltung, AnwohnerInnen und Geschäftsleuten – „von der Zusammensetzung her ein Horrorkabinett“(Littmann) – traf ihre Entscheidung einstimmig. Klar sei, daß der seit Jahren brachliegende Platz „für alle öffentlich zugänglich bleiben muß“, so Mirow. Daher sei auf „filigrane Bauweise“geachtet worden. „Konsens“bestehe darüber, die beiden häßlichen Kopfbauten (verlassene Spielhallen und Restaurants) am Spielbudenplatz demnächst abzureißen. Verschwinden müssen auch die Parkplätze zwischen Davidwache und Taubenstraße: Die Spielbudenstraße soll für Autos gesperrt werden, mit Ausnahme des Lieferverkehrs.
Offen ist die Finanzierung: Die Stadtentwicklungsbehörde wird als Anschub 1,5 Millionen Mark zuschießen; darüberhinaus, so Mirow, dürften aber „keine hohen Betriebskosten“entstehen. Er schlage daher vor, den städtischen Spielbudenplatz an eine Betreibergesellschaft zu verpachten.
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