: Wie identifiziert man einen Vermummten?
■ betr.: „Randale in Neukölln“, taz vom 5. 8. 97
Aus welcher JournalistInnenschule stammt eigentlich Tobias? Polizeipressestelle oder Springer- Presse? In diesem relativ langen Artikel werden obrigkeitshörig Polizeimeldungen wiedergegeben und aufs unsäglichste vermengt mit Verleumdungen und klischeehaften Vorurteilen. Friedrichshainer HausbesetzerInnen erkennt man (Polizei) offensichtlich schon an ihrem Äußeren, was dann auch noch mit kriminell gleichgesetzt wird. Doch das Outfit reicht (noch) nicht als Tatbeweis, vielleicht kommt das ja noch, wenn selbst die taz weiterhin fröhlich Vorurteile schürt. Außerdem sind Friedrichshainer HausbesetzerInnen brutal und gemein, sie zünden sogar Straßenbahnen an. Wofür es bis heute keinerlei Beweise gibt. Zündeln dagegen tun ganz andere in Friedrichshain: Hauseigentümer, die auf dem heißen Weg der Räumung die BesetzerInnen vertreiben wollen, die Bauarbeitertrupps bezahlen, damit sie HausbesetzerInnen brutal zusammenschlagen, ihr Eigentum zerstören oder plündern, zuweilen unter den geneigten Augen der Polizei (so geschehen in der Rigaer Str. 80). Die Friedrichshainer HausbesetzerInnen versuchten über Jahre hinweg, ihre Häuser auf legalem Weg zu erwerben, Sanierungsträger, Genossenschaften, BVV und Bezirksstadträte sind Zeugen dieses Prozesses. Die Räumungen des Obermilitärs dagegen waren alle illegal, da die BesetzerInnen die Häuser z.T. seit sechs oder sieben Jahren bewohnten – ein klarer Fall von Besitzrecht nach BGB. Die Zusammenhänge von Vertreibung und Kriminalisierung aufzuzeigen wäre die Aufgabe der taz, nicht, diese auch noch zu schüren. Besuch uns doch mal in Friedrichshain! Denn keiner ist gemeiner als der Friedrichshainer. Annette Klumb, Friedrichshain
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