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■ Athener des Tages: Der Läufer, der König sein willHicham El Guerrouj (lacht, redet und weint)

Der Weltmeister über 1.500 Meter ist eindeutig ein Monarchist. „Ich bin der neue König der Mittelstrecke“, sagte Hicham El Guerrouj aus Marokko, nachdem er seinen großen algerischen Rivalen Noureddine Morceli nicht nur endlich in einem bedeutenden Wettbewerb besiegt hatte, sondern dieser sogar nur Vierter geworden war. Die Goldmedaille von Athen steht nach Meinung des Siegers aber einem anderen König zu: Hassan II. von Marokko, der ihn nach seinem olympischen Fehlschlag des letzten Jahres immens unterstützt habe – „nicht nur ökonomisch“. In Atlanta waren El Guerroujs Füße im Finale mit denen Morcelis aneinandergeraten und während dieser auf den Beinen blieb und ungehindert zum Gold lief, stürzte der Marokkaner und wurde Letzter. „Ein schwarzer Punkt in meinem Leben“, sagt der Champion aus Berkane, wo seine Eltern ein Restaurant betreiben.

Den Weltmeistertitel feierte er erst lachend, dann weinend und vor allem mit einem imposanten Redeschwall. „Das ist ein historisches Datum nicht nur für Marokko, es beginnt eine neue Ära der Mittelstrecke“, verkündete er. „In den letzten zwanzig Jahren hatten wir Coe, Cram, Aouita und Morceli, ich hoffe, jetzt kommt die Zeit von Hicham El Guerrouj.“ Die Hoffnung ist nicht unbegründet, denn er ist erst 22 und ernsthafte Konkurrenz kaum in Sicht. „Niemand kann mich schlagen“, ist der Champion überzeugt. „Er ist mit Sicherheit stärker als Aouita“, meint auch David Azit, Leiter der marokkanischen Delegation in Athen. Die nächsten Ziele von El Guerrouj sind klar: „Zunächst werde ich Morceli auch den Weltrekord abnehmen, und in drei Jahren, in Sydney, werde ich Olympiasieger sein.“ Matti

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