: Der Trick mit dem schnellen Kredit
■ Bremer Kreditvermittlungs-Institut macht offenbar mit Geldnöten schnelles Geld / Kunden zahlen 300 Mark und warten vergeblich auf Kredit / Verbraucherschützer: Unlauterer Wettbewerb
Er hatte die Anzeige der Bremer Firma in der Zeitung entdeckt und brauchte schnell Bargeld – der Duisburger Ernst F. Ein Anruf in Bremen bei der Eilkredit-Vermittlungs-GmbH (EKV) machte laut F. die Sache klar: Seine Kreditchancen stünden gut, man werde Bewerbungsbögen zuschicken, hieß es dort. Rund 300 Mark müsse er dem Postboten dafür bezahlen – das lehnte der potentielle Kreditnehmer aber ab: „Was die da probieren, ist eine echte Schweinerei.“
Der Duisburger ist nur einer von „unzähligen Menschen“, sagt die Bremer Verbraucherberaterin Karin Schönwolff-Budahn, die Firmen wie der EKV fast oder ganz auf den Leim gehen. Etwa fünf davon melden sich bei ihr jeden Monat, um sich über EKV zu beklagen. Dabei sei die Firma kein Einzelfall: Es gebe weitere „unseriöse Kreditvermittler in der Stadt“. Zahlen könne sie nicht nennen: Viele blieben unerkannt.
Die Bremer EKV dagegen ist für den Berliner Verbraucherschutzverein, dem Dachverband bundesweiter Verbraucherzentralen, längst keine Unbekannte mehr – seit ein Bayer aus Kronach die Methoden in Berlin anzeigte. Denn was sich in den Büroräumen am Rembertiring 19 abspiele, sei „in der Tat gesetzeswidrig“, sagt der Berliner Wettbewerbsjurist Dieter Lang.
„Ich mußte Leute anlügen. Das ist ein absoluter Schweineladen“, bestätigt auch Hans Tiedje (Name von der Redaktion geändert), der einige Tage bei der EKV als Aushilfe arbeitete. Laut Tiedje schaltet die EKV Anzeigen vornehmlich in Ostdeutschland, aber auch in den alten Bundesländern. Wer schnell einen Kredit brauche, rufe bei der EKV an – und werde dann nach Schuldenstand, hohen Mietkosten und sonstigen Abgaben ausgefragt. Eine Stunde später sollten die Interessenten zurückrufen. „Unsere Kreditabteilung hat Ihre Angaben geprüft und Sie für kreditwürdig befunden“, hätten die Angestellten dann sagen müssen. „Obwohl da gar nichts geprüft wurde. Wir haben jedem – ob hoch verschuldet oder nicht – Bewerbungsbögen zuschicken und sagen müssen: Dafür bekommen wir 300 Mark, das geht an den Postboten per Nachnahme“, erinnnert sich der Telefonist.
„Unlauterer Wettbewerb“sei das, findet der Berliner Verbraucherschutzverein. Ein Kredit werde versprochen, der selten zustande komme. Trotzdem würde eine pauschale Vermittlungsgebühr verlangt. Dieser Verbrauchernepp boomt: In den letzten sechs Jahren hat der Verein bei 195 Vermittlern per Klage erreicht, daß die Firmen derlei künftig unterlassen.
Doch die Bremer EKV ging den Berlinern „schlichtweg durch die Lappen“, gibt Wettbewerbsjurist Lang zu. Als der erste Fall aus Bayern bekannt wurde, forderte der Verein zwar eine Unterlassungs-Erklärung bei den Bremern an. Doch dann versäumten die Berliner innerhalb der gesetzlich festgelegten Halbjahresfrist Klage einzureichen. Laut Dieter Lang hätten die Bremer immer wieder versucht, ihre Seriosität mit Schweizer Banckontakten zu beweisen. Das kommt dem Ex-Telefonist Tiedje bekannt vor: „Mir wurde am ersten Tag gesagt, daß das Unternehmen absolut seriös sei. Das kam mir ohnehin schon spanisch vor“, sagt der Mann, der nie einen Vertrag bekam und bis heute kein Geld gesehen hat.
Klagen können die Berliner jetzt nur, wenn sich wieder ein geschädigter Verbraucher meldet. Das war bisher nicht der Fall. So lange kontrolliert niemand Firmen wie die EKK: Das Bundesaufsichtsamt für Kreditwesen ist nur für Kreditinstitute zuständig: „Bei Vermittlern können wir nichts machen. Da muß der Verbraucher selber aufpassen“, sagt dort ein Sprecher. Denn wer die 300 Mark beim Postboten einmal bezahlt hat, „steht dumm da. Das gehört zur Vertragsabsprache. Da kann man nichts mehr machen“, sagt die Bremer Verbraucherberaterin Karin Schönwolff-Budahn. Ihr Tip für die Zukunft: Von pauschalen Beträgen ohne Vertrag „lieber die Finger lassen.“
EKV-Geschäftsführer Wolfgang Heidemann wollte der taz gegenüber keine Angaben machen. Er sei nicht zu sprechen, ließ seine Frau wissen, die laut Ex-Telefonist Tiedje auch zur Geschäftsetage zählt. Sie sagte gegenüber der taz : „Wenn Sie über uns einen Artikel schreiben, dann ...“. kat
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen