Hinterhofeckchen für vierfach Bereifte

■ Hamburger Mitparkzentrale organisiert Parkplatz-Sharing für ewig Kreisende

Michael Rasmussen kennt die Sorgen der Autofahrer. „Man sieht immer nur, wo man nicht parken darf“, schildert er die leidvollen Erfahrungen eines Eimsbüttel-geplagten Parkplatzjägers. Stunde um Stunde um die Blocks kreisen. Da vorn eine Lücke. Hoffnung keimt auf. Das Pedal gen Bodenblech gedrückt. Die Konkurrenz kommt schon entgegen... Und dann wieder dieses Schild: „Einfahrt freihalten.“Es ist einfach zum Zündkabelraufen.

„Wir haben uns mal die Mühe gemacht, hinter all diese Einfahrten zu schauen“, erzählt Rasmussens Partner Bernd Morell. Und siehe da: „In Eimsbüttel haben wir innerhalb von zwei Stunden 300 Parkplätze gefunden.“Viele der Flächen waren verwaist. Heiß und stickig liegen sie in der August-Sonne, bar jedes automobilen Schattens. Die pure Vergeudung. Ein Jammer, ein Schandfleck, ein Stich ins Herz jedes vierfach Bereiften. Aber ein Ende des Unsinns ist in Sicht: Die Hamburger „Mitparkzentrale“will die Gaben des ruhenden Verkehrs unter den Bedürftigen verteilen.

Wer seinen Privatparkplatz etwa tagsüber nicht braucht, kann ihn für diese Zeit an die Zentrale abtreten. Das Unternehmen hält dann Ausschau nach einem Interessenten, der Platz für sein Blech sucht, gegen halbe Miete und mindestens zehn Mark Monatsgebühr.

Dazu gibt es „dauerhaften Service“. Zum Beispiel den Knöllchen-Dienst. Blockiert ein Vertragspartner länger als vereinbart sein halbes Eckchen, droht ihm eine Vertragsstrafe von vierzig Mark. Wer Kunde der Zentrale werden will, muß deshalb seine Vertrauenswürdigkeit beweisen: „Wenn jemand zum Beispiel aus der Werbebranche, wo laufend Überstunden gemacht werden, einen Parkplatz haben will, machen wir das nicht mit.“

Ein vergleichbares Unternehmen gibt es in ganz Deutschland bislang nicht. Das wichtigste Kapital der Firma – freie Parkplätze – betrug am gestrigen Eröffnungstag noch null. Die Jung-Unternehmer sind vom Erfolg ihrer Idee überzeugt, die ja allen zugute kommt: „Letztlich wird die Umwelt geschont, weil es weniger Suchverkehr gibt“, freut und lobt sich Morell. Ob er damit nicht eher das Gegenteil erreiche: noch mehr Autoverkehr in der Innenstadt? „Der Individualverkehr wird in den nächsten Jahren sowieso zunehmen. Ich glaube nicht, daß unsere Idee dabei viel ausmacht.“ Achim Fischer