Kommentar: Selbst schuld
■ Populisten sind gnadenlos
Was für eine tragische Geschichte: Aladin M., Ausländer, Straftäter und Vater eines schwerkranken Säuglings soll abgeschoben werden. „Selbst schuld“werden Populisten wie Innensenator Ralf Borttscheller (CDU) und SPD-Fraktionschef Christian Weber wie aus einem Munde schreien. Wer das Gastrecht mißbraucht, muß gehen. Es wird ja niemand gezwungen, mit Drogen zu handeln.
Auf den ersten Blick scheint Aladin M. den Politikern gerade recht zu kommen – als Argument für die von ihnen geforderte härtere Gangart. Beim genaueren Hinsehen offenbart sich, daß die Geschichte Weber und Konsorten Lügen straft. Das Schicksal von Aladin M. zeigt, daß die härtere Gangart bereits betrieben wird. Gnade vor Recht gibt es nicht, zumindest nicht, wenn man Aladin M. heißt, Ausländer und Straftäter ist.
Seine vier Kinder und der schwerkranke Säugling nützen nichts. Soll er seine Kinder doch dorthin mitnehmen, wo er hergekommen ist, werden Weber und Konsorten meinen. Daß sein schwerkranker Säugling in Deutschland viel bessere Heilungschancen hat, interessiert ebenfalls nicht. Aladin eignet sich hervorragend, um Wählerstimmen zu fangen. Dagegen ist ein Einzelschicksal nichts, und der abgedroschene Begriff der Mitmenschlichkeit wird erst wieder hervorgeholt, wenn es der politischen Augenwischerei dient. Aladin M. ist dann längst vergessen. Kerstin Schneider
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