: Kids ohne Betreuung
■ Allermöhe: Die Öko-Siedlung braucht dringend Kitas, Schulen und Jugendclubs
Eine sehr schlechte Betreuungssituation für Kinder und Jugendliche in Neu-Allermöhe prangert die örtliche Stadtteilkonferenz an. „Allein im Kita-Bereich fehlten 900 Plätze“, sagt Uwe Jensen vom Allermöher Bürgerverein. Die Folge: Ältere Kinder werden zu früh hinausgedrängt, um Platz für jüngere zu schaffen. Kinder ab elf Jahren und Jugendliche blieben unversorgt und randalierten im Viertel.
Neu-Allermöhe-Ost ist ein junger Stadtteil. Nicht nur von der Bausubstanz her: In die 3700 Wohnungen, die im letzten Jahrzehnt fertig wurden, zogen überwiegend Familien ein. Der Kinderanteil ist mit 36 Prozent doppelt so hoch wie im übrigen Hamburg.
Doch die Menschen, deren Häuser unter ökologischen Gesichtspunkten vorbildlich sind, fühlen sich von falschen Versprechungen an den südöstlichen Stadtrand gelockt. „Den äußeren Fleeten müßten dringend innere folgen“, umschreibt ein Lehrer der örtlichen Gesamtschule die Situation. Gerade in einem jungen Stadtteil sei eine soziale Infrastruktur sehr wichtig: 1548 Kinder von 6 bis 12 haben nachmittags kein Angebot.
Es fehlt nicht nur an einer Bücherhalle, festen Schulgebäuden und einem zweiten oder dritten Jugendclub – der einzige vor Ort ist wegen Stellenkürzungen häufig dicht. Auch eine Anlaufstelle des Amtes für soziale Dienste müßte dringend ins Neubauviertel. Und im nahegelegenen Pavillondorf für Asylbewerber am Curslacker Neuen Deich müßten mehr Freizeitmöglichkeiten geschaffen werden. Auch könne es nicht angehen, daß Schulen und Kitas überwiegend in Provisorien untergebracht sind. Der einzige Pädagogische Mittagstisch vor Ort wird in einem Container abgehalten. Kindergärten sind in baufälligen Pavillons oder Wohnhäusern ohne ausreichende Spielfläche untergebracht. In die Grundschule, die nur für drei Züge geplant wurde, drängen sich bis zu neun Parallelklassen.
Uwe Jensen fürchtet eine dramatische Zuspitzung, wenn in Kürze das zweite Neubauviertel Allermöhe-West mit weiteren 5700 Wohnungen fertig wird. Zusammen mit den 11.000 Einwohnern von Allermöhe-Ost leben dort dann an die 30.000 Menschen. Da zu befürchten sei, daß dort entsprechende Einrichtungen nicht rechtzeitig fertig oder zu klein oder gar nicht erst geplant werden, sehen die Alt-Neu-Allermöher die soziale Funktion des größten Hamburger Neubaugebiets gefährdet. kaj
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