piwik no script img

KommentarVoscheraus Wahlhelfer

■ Altonas GAL: Das beste Argument gegen eine Koalition mit den Grünen

Man hatte es ihm nicht mehr zugetraut: Zu oft schon hatte der Altonaer GAL-Fraktionschef angekündigt, die rot-grüne Bezirkskoalition platzen zu lassen. Die inflationären Drohgebärden des Mannes, der in Cowboy-Stiefeln nach Wild-West-Manier Politik zu machen pflegt, nahm niemand mehr ernst.

Denn jeder Streit zwischen SPD und GAL, bei dem grüne Grundsätze verletzt wurden, verlief ähnlich: Wuttke wütete gegen Büroklötze am Holzhafen, pöbelte gegen die Ottenser Zeise-Kinos und fluchte über die Bezirksamtsleiterwahl. Die Sozis ließen ihn toben und butterten ihn anschließend unter.

Bei den vielen Kompromissen, die wie Kröten aussahen, verlor Wuttke nicht nur bei der grünen Basis an Glaubwürdigkeit. Ihn selbst hat die wachsende Kluft zwischen politischem Selbstbild und seinem tatsächlichen Handeln zu schaffen gemacht. Doch der Versuch, Grenzen zu setzen und die Achtung vor sich selbst zu bewahren, hätte früher kommen müssen: Spätestens vor zwei Jahren am Holzhafen, wo es um Grundsätzliches und nicht – wie heute – um eine Sandkastenklopperei ging.

Politisch ist Wuttkes Türenknallen so kurz vor der Wahl unverantwortlich. Der Schaden für die GAL wird sich in verlustigen Prozentpunkten messen lassen. Altona war der Hoffnungsträger für Rot-grün auf Landesebene. Wo, wenn nicht hier, soll diese Koalition funktionieren? Wie, wenn nicht mit der linken SPD-Altona, möglich sein?

Noch größer als der Imageverlust dürfte das Feixen des Bürgermeisters sein. Das Vorurteil des Grünen-Hassers hat die GAL ihm und sich diesmal ganz allein bestätigt: Grün als Symbol für regierungsunfähige Chaoten.

Heike Haarhoff

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen