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Johannes Paul II. auf politischer Missionsreise

■ Der Papst will bei seinem Frankreichbesuch in dieser Woche auch einen Abtreibungsgegner würdigen. Die Antipapisten hüllen sich diesmal in Schweigen

Paris (taz) – Nicht einmal ein Jahr ist es her, da spaltete ein Besuch von Johannes Paul II. die Franzosen. Während die einen an die Wegstrecken des Papamobils eilten, um winkend Abschied von dem schwerkranken alten Mann zu nehmen, protestierten die anderen gegen dessen Einmischung in die inneren Angelegenheiten ihres laizistischen Landes.

In diesen Tagen, da der Papst immer noch lebt und sich erneut auf den Weg zu der ältesten Tochter seiner Kirche macht, ist alles anders. Von seinem bevorstehenden Ableben ist kaum noch die Rede. Und die Antipapisten – eine breite Koalition von Gaullisten über Sozialisten bis hin zu Kommunisten – hüllen sich in Schweigen. Bloß eine Handvoll Anarchisten versammelte sich letzte Woche zu einem „antiklerikalen Tag“ in der Pariser Arbeitervorstadt Saint-Ouen. Sie sind auch die bislang einzigen, die Demonstrationen für die Tage vom 21. bis 24. August planen, wenn der Papst in Frankreich weilt.

Dabei ist – ähnlich wie bei dem Gedenken der Taufe des Frankenkönigs Chlodwig, die im letzten Jahr das Thema war – auch dieser Frankreichbesuch von Johannes Paul II. hoch politisch. Offiziell kommt er, um die 12. Weltjugendtage der größten verbliebenen K- Gruppe zu begrüßen. Mehrere hunderttausend junge Katholiken aus aller Welt werden sich ab heute in Paris und Umgebung versammeln. Ihr Motto: „Habt keine Angst!“ Ihre geplante Aktivität: beten, feiern, heiligsprechen etc.

Bei der Messe in Notre-Dame am kommenden Freitag rechnen die Organisatoren mit mehr als einer halben Million Zuhörern auf den Seine-Quais. Die Post, die staatlichen Eisenbahnen und konservative wie links regierte Gemeinden rund um Paris unterstützen die Massenveranstaltung mit Billigtickets, Massenunterkünften und Veranstaltungsräumen. Auch die französischen Sicherheitskräfte haben massenhaft mobilisiert. Für sie ist der Katholikentreff zugleich die Gelegenheit zur Generalprobe für die Fußballweltmeisterschaft im kommenden Jahr.

Politisch ist der Papstbesuch unter anderem, weil er mit dem Jahrestag der Bartholomäusnacht vom 22. August 1572 zusammenfällt, bei der zwischen 2.000 und 100.000 Protestanten massakriert wurden. „Ungewollter Zufall“, rechtfertigte sich die katholische Kirche, als sie darauf hingewiesen wurde, und kündigte wieder einmal eine Entschuldigung des Papstes an.

Politisch ist der Papstbesuch aber auch aus aktuellem Anlaß, denn Johannes Paul II. will sein Rendezvous mit der Weltjugend zugleich dazu nutzen, den militanten Abtreibungsgegnern ein wenig unter die Arme zu greifen. Am 22. August will er das Grab seines „Freundes Jérôme Lejeune“ in Chalô-Saint-Mars, südlich von Paris, besuchen. Jener 1994 verstorbene französische Genetikforscher hatte sein Leben in den Dienst des Kampfes gegen die Abtreibung gestellt und die Bewegung „Laissez- les-vivre“ („Laßt sie leben“) gegründet. Wo immer sich in französischen Krankenhäusern Lebensschützer an gynäkologische Stühle ketten, führen sie den Namen von „Professor Lejeune“ im Mund. Dorothea Hahn

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