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Nachts bleibt die Tür zu

■ Übergangseinrichtung für Jugendliche

Sozialpolitik ist die beste Kriminalpolitik, soll Christian Koch gesagt haben. Deshalb wurde gestern die neue Übergangseinrichtung des Jugendvollzugs in Wandsbek nach dem ehemaligen Präses der Hamburger Gefängnisse benannt. Acht junge Männer um die 20 Jahre sollen hier auf die Freiheit vorbereitet werden.

Das Christian-Koch-Haus liegt im zweiten Hinterhaus des Amtsgerichtes, die Wandsbeker Polizeistation ist gleich nebenan. Früher war hier das Gerichtsgefängnis. Die alte Architektur ist geblieben: Wie bei einer Burg sind die schweren Holztüren zu den winzigen Zellen in gemauerte Rundbögen eingefaßt. Wer aus dem Fenster schauen will, muß dafür aufs Bett steigen. Es gibt bloß Oberlichter. Im Flur hängen Pflanzenbilder, echte Pflanzen sind auf den kargen Linoleumfluren nicht zu finden.

Im Christian-Koch-Haus haben die Jugendlichen Freigang. Das heißt, daß sie tagsüber zur Schule oder zur Arbeit gehen können und nur nachts im Haus eingeschlossen werden. Hierher kommt, wer bereits auf der Knastinsel Hahnöfersand im geschlossenen und später im offenen Vollzug gesessen hat.

Bislang war die Übergangseinrichtung in der sozialtherapeutischen Anstalt in Bergedorf untergebracht. In Wandsbek war nur die Jugendarrestanstalt, also ein Haus für junge Täter, die noch keine Jugendstrafe verbüßen, sondern als sogenanntes Zuchtmittel bis zu vier Wochen Gefängnisluft schnuppern müssen. Der Jugendarrest bleibt auch weiterhin in Wandsbek. Zusätzlich werden in einem Flügel des Hauses die Strafgefangenen untergebracht, so daß in Bergedorf elf Haftplätze frei werden.

Elke Spanner

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