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Die Rückkehr der Ghostbusters

Als Parodie auf das Menetekel-Genre zu empfehlen, aber wohl gar nicht so gemeint: „PSI Factor – Es geschieht jeden Tag“ – bzw. von heute an jeden Mittwoch um 21 Uhr bei RTL2  ■ Von Harald Keller

Als der Drehbuchautor Chris Carter Gelegenheit erhielt, mit einem eigenen Serienkonzept zu reüssieren, schlug er zunächst einmal die Fernsehzeitschrift auf und sah nach, was gerade nicht im Angebot war. Eigenen Vorlieben folgend, entwarf er eine Serie um paranormale Phänomene und fand, überhaupt der glücklichste Umstand, einen Programmverantwortlichen mit Mut zur Marktlücke. Denn die Branche bevorzugt gemeinhin Bewährtes und stellt den Aufguß über die Innovation. Carters Serie hieß „Akte X“ („the X-Files“) und wurde ein Millionengeschäft. Nachahmer ließen nicht lange auf sich warten. Allerdings kann man eine Erfolgsserie zwar in ihre Bestandteile zerlegen, jedoch nicht so einfach nachbauen. „Akte X“ überzeugt zunächst einmal durch exzellente Drehbücher, deren Autoren den Nervenkitzel nicht der Abteilung für Spezialeffekte überlassen. Überdies wurde ein Kernthema konstituiert, das die Faszination über abgeschlossene Erzähleinheiten hinaus aufrecht erhält und selbst im vierten Produktionsjahr noch für Spannung sorgt. Schließlich ersann Carter mit den gegensätzlichen FBI-Agenten Mulder und Scully zwei im Verbund trefflich funktionierende Protagonisten, die obendrein noch ideal besetzt werden konnten.

Die von Dan Aykroyd angeregte und präsentierte kanadische Serie „PSI Factor – Es geschieht jeden Tag“ zählt zu jenen Nachzüglern, die gleichfalls Übersinn, Menetekel und das ganze PSIpapo zum Thema haben. Pro Folge werden zwei angeblich authentische Fälle verfilmt. Wenn das Ektoplasma wabert oder Astralleiber Tango tanzen, wird Professor Connor Doyle (!) gerufen, der mit seinen Spezialisten anrückt und die fraglichen Vorfälle kritisch examiniert. Raschen Schrittes betritt er den Tatort, erteilt markig Anweisungen und läßt sich von ein paar Spukgestalten noch lange nicht einschüchtern. Notfalls werden drastische Maßnahmen ergriffen: „Auf Wunsch des Auftraggebers wurde Vernichtung veranlaßt“, spricht er ins Diktiergerät. „Zu diesem Zweck haben wir akustische und nukleare Technologien in Stellung gebracht.“

Produzent James Nadler bekräftigt, die Serie sei keineswegs ironisch gemeint. Schade, denn als Parodie wäre sie zu empfehlen, als verhaltenere Variante der „Ghostbusters“ sozusagen, mit Dan Aykroyd als personellem Bindeglied. Der ist bekannt dafür, daß er selbst beim gröbsten Klamauk todernste Miene bewahrt. Immerhin scheint Hauptdarsteller Paul Miller die Komik des Ganzen erkannt zu haben – sein strenger Blick wirkt oftmals so bemüht, als ob er sich das Lachen nur mit Mühe verbeißen kann.

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