: Doofe Wähler
■ Bund der Steuerzahler: Alles Scheiße außer Mutti. Sozialliberal kleinstes Übel
Krise, Verfall, Untergang: Der Bund der Steuerzahler verdammte gestern samt und sonders den Hamburger Bürgerschaftswahlkampf. Wenn das so weitergehe, drohte der Vorsitzende Frank Neubauer, dann werde der Bund der Steuerzahler bei der nächsten Wahl zum Boykott aufrufen.
Die Parteien seien nur noch an Machtverteilung interessiert. Die Hansestadt leide nicht nur unter Steuerlast, Abgabenflut und Verschuldung, sondern auch an „falsch verstandener Überdemokratisierung“. Um auf die Zustände aufmerksam zu machen, wird der Bund der Steuerzahler die Hamburger Öffentlichkeit mit teils dilettantischen, teils karikierenden Plakaten beglücken.
Besonders ärgerlich findet Neubauer die Hamburger Sozialdemokratie. Die sei damit beschäftigt, die BürgerInnen davon zu überzeugen, daß sie „von den Problemen, die sie selbst verursacht hat, am meisten versteht“.
Aber auch für die anderen Parteien hat Neubauer nur Schmäh übrig: Die CDU blamiere sich mit einem Kuschelkurs. Die Statt Partei habe versagt, und auch die FDP biedere sich an. Die Grünen versprächen lediglich schöne Aussichten für Lesben und Schwule, regt der Notar sich auf und schüttelt sich über das GAL-Veranstaltungsplakat „Homo-Ehe für'n Arsch?“Sowas könne nur die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst interessieren.
Doch, doch, versichert Neubauer, ihm sei schon bekannt, daß auch Homosexuelle Steuern zahlen. Aber deren Anliegen empfindet der Bund weit weniger dringlich als die Probleme der mittelständischen Unternehmen, die unter den 8000 Hamburger Mitgliedern überproportional vertreten sind.
„Wir sind unglücklich“, bekennt Neubauer angesichts der Wahlmöglichkeiten. Besonders schlimm wäre eine Große Koalition, gleich danach komme Rotgrün. Das kleinere Übel wäre eine sozialliberale Regierung, so das frühere FDP-Mitglied. Schuld an der Misere sind die Wähler selbst. Die Hamburger BürgerInnen hätten „ein gestörtes Verhältnis zur Demokratie“, weil sie „nicht begreifen“, was sie mit der beständigen Wiederwahl der SPD anrichten. sim
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