: Ohne Wasser
■ betr.: „Wüste im Atlantik“, taz vom 19./20.7. 97
„Auf Maio scheint es überhaupt nichts zu geben“, schreibt Euer Autor mit der gebotenen Vorsicht über die kleine kapverdische Insel. Er weiß zum Glück auch, daß er da eher das Innenleben des durchreisenden Europäers schildert als die reale Umgebung. Denn natürlich gibt es so manches auf Maio: Knapp 7.000 Menschen zum Beispiel, eine lebendige Genossenschaftsbewegung, eine verantwortungsvolle Kommunalregierung. Doch manchmal trügt der Schein leider nicht: Zum Beispiel gibt es kaum Arbeitsplätze – nicht einmal mehr in Europa, wo früher viele Männer aus Maio ein paar Jahre lang Geld verdienten, um in der Heimat eine Existenz aufzubauen. Es gibt auch praktisch kein Wasser mehr, weder vom Himmel noch aus der Erde. Und wenn sich Zentralregierung und ausländische Finanzierungsinstitutionen dann und wann zur Strukturhilfe entschließen, kommt der Segen überfallartig ohne vorherige Konsultation der Bewohner und ihrer Vertreter. Die vom taz-Autor im Selbstversuch empfundene Verlassenheit und Verlorenheit sind daher auch den Maiensern durchaus nicht fremd. Nur können sie sich dabei nicht erholen.
Eine Urlaubsreise nach Maio ist deswegen noch nicht politisch unkorrekt. Nach meiner Erfahrung finden viele Maienser den Kontakt mit Ausländern anregend. Etwas Solidarität kann man vor Ort beweisen, indem man nicht fürs Waschen mehrere Familien-Tagesrationen Trinkwasser durch die Dusche jagt. Wer mehr tun möchte, kann auch die Genossenschaftsbewegung oder Ressourcenschutzprogramme unterstützen. Von Deutschland aus geht das am einfachsten über den Weltfriedensdienst e.V., der seit knapp 20 Jahren mit Baisisinitiativen auf Maio zusammenarbeitet. Weitere Informationen dazu beim WFD, Hedemannstr. 10, 101969 Berlin,
Tel.: (030) 253990-18. Hans Jörg Friedrich,
Weltfriedensdienst e.V.
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