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Verbrannte Erde

■ Frankreich betreibt den Rückzug aus Afrika

Still und leise sind die Schockwellen des Umsturzes in Kongo/Ex-Zaire dabei, Afrika zu verändern. Jüngstes Beispiel ist die außenpolitische Grundsatzrede des französischen Präsidenten Jacques Chirac, in der dieser ein Ende der traditionellen französischen Interventionspolitik in Afrika zusagt. Die Afrikaner müßten ihre Probleme selbst in die Hand nehmen, sagte er. Das ist genau die Rhetorik jener von Paris sonst so dämonisierten afrikanischen Führer von Uganda bis Südafrika, die in den letzten Jahren von Befreiungskämpfern zu Staatschefs avanciert sind und deren diplomatische und militärische Rückendeckung schließlich den Kabila-Rebellen in Zaire zum Sieg über die französisch gestützte Mobutu- Diktatur verhalf.

Bis jetzt war der zentralafrikanische Raum von Zaire bis Tschad das wichtigste Einflußgebiet Frankreichs in Afrika. Hier installierten und stürzten französische Politiker und Militärs Regimes nach Gutdünken, hier wuchs um die Ausbeutung natürlicher Reichtümer von Öl bis Uran ein solides und scheinbar unerschütterliches französisches Wirtschaftsimperium. Aber schon seit Jahren können die korrupten und bankrotten Regierungen der Region nicht mehr selbstverständlich damit rechnen, daß Paris die Löcher in den Staatshaushalten füllt.

Jetzt verliert die Zentralafrikanische Republik, wo mehr als in jedem anderen afrikanischen Land die Machtwechsel von Frankreich inszeniert wurden, ihren Status als Drehscheibe französischer Militärpräsenz in der Region. Weiter südlich schlittert Kongo-Brazzaville, wirtschaftlich vom französischen Elf-Ölkonzern beherrscht, per Bürgerkrieg in den Staatszerfall, und Frankreich rührt keinen Finger. Das Erbe des Generals de Gaulle, der Brazzaville während des Zweiten Weltkrieges zur „Hauptstadt des freien Frankreich“ in Afrika ausgerufen hatte, ist tot.

Langfristig bedeutet der französische Rückzug eine Chance für Befreiung und Selbstbestimmung. Aber zunächst hinterläßt Frankreich ein Machtvakuum – idealer Nährboden für den Aufbau mafiöser Raubritterreiche. Für die selbsternannten Boten der Zivilisation ist es ein Armutszeugnis, daß hundert Jahre Kolonialismus und Neokolonialismus so viel verbrannte Erde hinterlassen. Dominic Johnson

Bericht Seite 8

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