„Linkes Geschwätz“und bedrohliche „Neger“

■ CDU-Dream-Team: Kanther, von Beust und Ehlers zum Tatort Großstadt

„Sicherheit ist die Stärke der Union“, rief Ole von Beust mehreren hundert Teilnehmern des CDU-Kongresses „Tatort Großstadt“im CCH zu. Daß es nicht seine ist, versuchte der christdemokratische Spitzenkandidat während seines gestrigen Auftritts an der Seite von Bundesinnenminister Manfred Kanther zu verbergen.

Alles, alles ließe sich mit einer „dramatischen“sicherheitspolitischen Wende in Hamburg umkrempeln, wahrsagte von Beust. Polizisten würden wieder geehrt, auf schimpfende Richter gehört, geschlossene Heime eingeführt, und Jugendhäuser würden auch am Wochenende öffnen. Vor allem aber: „Mit dem Stellenabbau bei der Polizei, der das Verbrechen stark macht, muß Schluß sein.“

Trotz des Spotts der politischen Gegner und sogar Widerworten aus seiner eigenen Partei bleibt von Beust bei seinem Wahlversprechen, in jedem Stadtteil eine Polizeiwache einzurichten. Damit habe er aber nicht wirklich jedes Quartier im verwaltungstechnischen Sinne gemeint. Freundlicher Applaus. Abgang.

Nun erhob ein ganz anderes Kaliber für den Hamburger Wahlkampf seine Stimme: Manfred Kanther. Donnernd geißelte er, daß man in Hamburg „Verbrechen mit Liberalität“verwechsele, die Ausländerkriminalität „Kernstück der Bedrohung“sei und die SPD mit ihrem „linken Geschwätz zweier Jahrzehnte“die „Rechtsgrenze unscharf gemacht“habe. Man denke nur an die Hafenstraße, den „Kernkraft-Widerstand“und andere schlimme Dinge wie die „sozialdemokratische Bildungspolitik“.

„Was haben wir uns an die Anklagemauer nageln lassen müssen“, klagte Kanther. Und jetzt käme die SPD „mit Schaum vorm Mund“daher und verlange Handeln in Bonn. Dabei setzten die SPD-regierten Länder schlicht die Gesetze nicht um. „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen“, beschwor Kanther die Versammlung. Er wolle der Innenministerkonferenz vorschlagen, sich mit amerikanischen Sicherheitskonzepten zu befassen. Tosender Beifall.

Später, als die christlichen DemokratInnen wieder fast ganz unter sich waren, fielen die Worte noch unmißverständlicher aus. Karl-Heinz Ehlers, innenpolitischer Sprecher der CDU in der Bürgerschaft, sprach von „Negern“, als er ein für die Hansestadt angeblich „typisches Angstszenario in der U-Bahn“beschreiben wollte.

Ein im Saal anwesender Mann aus dem Kongo grinste leicht verlegen. Auf Nachfrage der taz beschwichtigte er: „Ich nehme es mit Humor“– obgleich auch er sich sicher war, daß Ehlers keinesfalls einen Scherz machen wollte. sim/ee