: Politisches Kraut und seine Rüben
Ältlich und stolz darauf sind Die Grauen Panther. Sie haben zur Bürgerschaftswahl gar nicht erst ein neues Programm gedruckt – das alte „ist noch gültig“, erklärt Spitzenkandidat Helmut Turno. Er und seine 100 Mit-Panther fordern: Altenheime, Bücherhallen und Kleingärten dürfen nicht zusammengespart werden und Politiker nicht „zu korrupten Erfüllungsgehilfen von Verbrechern“mutieren.
Gemäßigter gibt sich die Konkurrenz im Senioren-Wahlkampf, die Wählervereinigung Die Jungen Alten um Klaus Scheelhaase, der seit seinem Austritt aus der Statt Partei fraktionsloser Abgeordneter der Bürgerschaft ist. „Technisch besser ausgestattet“wünschen sich die 142 Mitglieder die Polizei. Wichtigster Programmpunkt bleibt die Gleichberechtigung Älterer „beim kulturellen, sportlichen und politischen Geschehen“.
Innere Sicherheit fängt bei Tieren an, meint Gernot Dreher, Vorsitzender der TierschutzPartei. „Wer es zuläßt, daß eine Gesellschaft mit den Schwächsten so brutal umgeht wie mit den Tieren, muß sich nicht wundern, wenn das Rückwirkungen auf den Menschen hat.“In der Bürgerschaft will der Veganer mit seiner 485-Leute-Partei Versuchslabore und Tiertransporte verbieten und den Transrapid stoppen.
Kein Hamburger Programm ist auch eines, zeigt die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP). Wichtiger als landespolitische Ziele „ist uns zur Zeit, unseren Namen in der Stadt publik zu machen“, sagt Matthias Bornemann, Spitzenkandidat und ÖDP-Landesvorsitzender. Seine Partei, die in Süddeutschland in diversen Gemeinderäten sitzt, will neben einer ökologischen Steuerreform auch „weltweite Maßnahmen zur Familienplanung, da Überbevölkerung die ökologischen Grundlagen und den Frieden bedroht.“
Raus aus dem Rathaus möchte die Naturgesetz Partei. Der Nord-Ost-Eingang des Gebäudes habe „einen ungünstigen Einfluß auf die Arbeit der Regierung“, weiß Spitzenkandidat Michael Dreyer. Das gelte es zu verhindern, bevor „Transzendentale Meditation“an Hamburgs Schulen und Unis gelehrt wird.
Im kommenden Jahrhundert wohnt mensch auf dem Mars, vermutet die Bürgerrechtsbewegung Solidarität. Sie verlangt deshalb mehr Geld für die Raumfahrtindustrie. Außerdem müsse „Hamburg ein wesentlicher Pfeiler für die eurasische Landbrücke sein“. Spitzenkandidatin Birgit Brenner setzt sich für mehr ÄrztInnen und PflegerInnen in Krankenhäusern ein und will, daß Drogen illegal bleiben.
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