: Bombenanschläge auf Hotels in Havanna
■ Italiener wird bei Explosion getötet. US-Außenministerium distanziert sich von Anschlägen. Exilkubaner: Attentate richten sich gegen die Tourismusindustrie
San Salvador (taz) – Drei Bombenexplosionen im Zehn-Minuten-Abstand erschütterten am Donnerstag vormittag das Diplomatenviertel Miramar in der kubanischen Hauptstadt Havanna. Der erste hatte die schlimmsten Folgen: In der Bar des Hotels Copacabana verblutete der 32jährige italienische Geschäftsmann Fabio di Celmo. Nach Augenzeugenberichten hatte ihm ein Glassplitter die Kehle durchschnitten. Bei den anderen beiden Explosionen gab es lediglich hohen Sachschaden. Mit diesen drei Anschlägen hat sich die Zahl der Bombenattentate in kubanischen Hotels seit April auf acht erhöht.
Das kubanische Innenministerium gab sich am Donnerstag nachmittag zugeknöpft. Sicherheitsbeamte verwehrten Journalisten den Zugang zu den drei Hotels. Auch die italienische Botschaft beschränkte sich auf ein Minimum an Information und verwies auf das Außenministerium in Rom. Di Celmo, wohnhaft in Kanada, soll vor zwei Monaten nach Kuba gekommen sein und habe demnächst einen Vertrag über die Eröffnung eines Geschäfts abschließen wollen. In der Bar des Hotels Copacabana wollte er sich angeblich mit seinem aus Italien angereisten Vater treffen.
Nach früheren Attentaten hatte das kubanische Innenministerium mehrfach davon gesprochen, man habe „Beweise“ in der Hand. Eine Festnahme jedoch wurde offiziell nie gemeldet. In Diplomatenkreisen kursierten Gerüchte, wonach eine Exilkubanerin mit US-amerikanischer Staatsbürgerschaft mit einem Sprengkörper geschnappt worden sei. Nach einem Hotelattentat vom 22. August war ein portugiesischer Tourist vorübergehend festgenommen worden. Bislang hat sich niemand zu den Anschlägen bekannt.
Das US-amerikanische Außenministerium distanzierte sich am Donnerstag von dem Anschlag. Man sei für einen friedlichen Wechsel zur Demokratie auf Kuba, sagte ein Sprecher. „Terrorismus ist kein gangbarer Weg.“ Die kubanische Exilgemeinde in Miami zeigte dagegen Verständnis. „Der Verlust eines Menschenlebens ist immer bedauernswert“, sagte Ninoska Perez, Sprecherin der Nationalen Kubanisch-Amerikanischen Stiftung. „Aber ich kann mir vorstellen, daß diese Leute sahen, wie in 38 Jahren kein anderes Mittel Wirkung zeigte.“ Das Ziel der Anschläge ist für die Exilkubanerin klar: „Das richtet sich gegen die Tourismusindustrie.“ Das Geschäft mit den Urlaubern ist für Kuba inzwischen wichtiger als die Zuckerernte und größte Devisenquelle des Landes. Im vergangenen Jahr ließen eine Million Urlauber rund 2,5 Milliarden Mark auf der Insel. In diesem Jahr werden 1,2 Millionen Besucher und 3,2 Milliarden Mark an Deviseneinnahmen erwartet. Toni Keppeler
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