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Berliner Alphabetisierungskampagne

■ 20.000 haben unzureichende Schreib- und Lesekenntnisse

Hilfesuchend wendet sich die junge Frau in der Bank an eine Angestellte: „Meine Augen sind so schlecht. Könnten Sie die Überweisung bitte für mich ausfüllen?“ Die Angesprochene reagiert freundlich: „Selbstverständlich.“ Eine Alltagsszene, hinter der sich jedoch mehr verbirgt: Die Kundin ist Analphabetin.

Nach Angaben des Vereins Lesen und Schreiben sind 2 bis 3 Prozent der nichtschulpflichtigen Hauptstädter betroffen – das sind knapp 20.000 Personen. Mit dem Problem des Analphabetismus beschäftigen sich heute weltweit Experten auf dem von der Unesco ausgerufenen internationalen Alphabetisierungstag. Zu dem Begriff Analphabetismus gibt es unterschiedliche Definitionen. „In den meisten Fällen haben die Personen zwar geringe Buchstabenkenntnisse, sind aber dennoch nicht in der Lage, Textinhalte zu verstehen“, erklärt Mascha Kleinschmidt, Abteilungsleiterin am Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung. Eine völlige Unkenntnis von Buchstaben sei hingegen seltener anzutreffen.

Als Ursachen für Analphabetismus in Berlin nennt Kleinschmidt die große Zahl der „quer einsteigenden ausländischen Kinder“. „Dies sind Kinder aus zugewanderten Familien, die oft im Heimatland die eigene Muttersprache kaum lesen und schreiben.“ Bei der deutschen Bevölkerung sieht sie die Gründe in Mißerfolgen der ersten Schuljahre, die vor allem auf die Sprache übertragen würden: „Viele Schüler rutschen mit minimalen Kenntnissen bis zum Schulabschluß durch. Wird später von der Sprache kaum Gebrauch gemacht, entwickelt sich Analphabetismus.“

Um diesen Bildungsmangel in der Hauptstadt zu bekämpfen, setzt der Senat vor allem auf Prävention. Kleinschmidt ist dennoch skeptisch: „Da tut sich eine Schere auf. Es gibt immer Leute, die sich brillant ausdrücken können. Gleichzeitig steigt die Zahl derjenigen, die gar keine Grundlagen haben.“ Sabine Möhring

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