piwik no script img

Den Brill-Tunnel wienern für die Aktion „Saubere Stadt“

Die Zeiten, in denen Senatoren medienwirksam zur Farbrolle griffen und Graffitis übermalten, sind vorbei. Im Brill-Tunnel begann gestern der professionelle und koordinierte Kampf gegen die Werke der Sprayer.

„Das ist Schmutz“, sagte Bausenator Bernt Schulte gestern im Brill-Tunnel. Darum soll die Oldenburger Firma Schneider die Farbe nun von allen Wänden zunächst in der Innenstadt reiben. Und damit neue Spray-Bilder nicht lange halten, imprägnieren Männer im gelben Overall die Flächen mit einem Spezialmittel namens PSS 20. Das nächste Graffiti, schwört Chef Peter Schneider, läßt sich dann mit warmem Wasser abspülen. Als nächstes sollen die Teerhofmauer, das Haus der Bürgerschaft, das Rathaus und die Brücke an der AOK am Wall sauber gemacht werden. Später sollen die Saubermänner „sternförmig in die Stadtteile ausschwärmen“. Die Firma ist verpflichtet, neue Sprühereien innerhalb von 36 Stunden zu entfernen. Das Bremer Hochbaumanagement koordiniert die Graffiti-Meldungen, die auch von der BEB abgegeben werden. Das ABM-Projekt Clean City wird mit ihrem eigenen Anti-Graffiti-System weiterhin eingesetzt.

Schneider hat den Auftrag zur Reinigung der Eingänge zur ungeliebten Brill-Passage aber nicht von der Baubehörde, sondern von der Deutschen Städtereklame (DSR) erhalten. Die DSR wiederum hat den Job im Zuge der Aktion „Saubere Stadt“bis auf weiteres übernommen. Im Gegenzug darf sie beleuchtete Werbetafeln im Stadtgebiet aufhängen. Je nach Vermietungserfolg für diese sogenannten City-Light-Poster wird die DSR nach Angaben von Geschäftsführer Wolfram Sprunck pro Jahr 10.000 bis 15.000 Quadratmeter säubern. Der Handel mit der Stadt hat ein Volumen von etwa 250.000 Mark im Jahr. Senator Schulte nennt den Vorteil für die Behörde: „Der Finanzsenator kann mir das Geld für den Kampf gegen Graffiti nicht wegstreichen“. jof

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen